(VL) Mittelgrosse Seen, Weiher oder kleinere stehende Gewässer haben es in landwirtschaftlichen Gebieten schwer. Überdüngung, Eutrophierung und fehlende Artenvielfalt sind auf Grund der hohen Gülleeinträge schon fast normal. Auch der Bellacher Weiher im Kanton Solothurn machte bis vor kurzem davon keine Ausnahme. Heute nun weist das Gewässer nicht nur klares Wasser, sondern auch eine standortgerechte Artenvielfalt auf - und das inmitten einer produzierenden Landwirtschaft. Die Lösung der Probleme, zu der alle ihren Teil beigetragen haben, war möglich dank dem gemeinsamen Vorgehen von Landbesitzerfamilie, Landwirtschaft, Gemeinde und Wissenschaft.
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«Das war einfach nur ein Unterwasserurwald», beschreibt Adrian Nufer den Bellacher Weiher, wie er ihn vor zwanzig Jahren das erste Mal gesehen hat. Der Naturwissenschaftler wurde damals zu Hilfe geholt, weil es dem Gewässer schlecht ging. Wie viele andere Weiher in landwirtschaftlichen Gebieten litt der Weiher unter einem zu hohen Nährstoffgehalt und einer dementsprechend zu starken Algenproduktion. Durch den Abbau der Grünmasse wurde der Sauerstoffgehalt des Sees im Laufe der Jahre aufgezehrt, bis fast kein Sauerstoff mehr vorhanden war und sich das nicht abgebaute organische Material als Schlamm ablagerte. Es setzte ein verhängnisvoller Kreislauf ein: Immer mehr Nährstoffe im Wasser, immer stärkere Algenproduktion, immer weniger Sauerstoff, immer dicker werdende Schlammschicht, die jedes Leben von Wasserorganismen verunmöglichte.
Eine sanfte Methode wird gesucht
Dieser Verlandung mochte Familie Stöckli, Eigentümerin des Weihers, nicht mehr zusehen und suchte nach Lösungen. Die bis dahin gängige Methode des Ausbaggerns von Schlamm mittels schwerer Maschinen, war der Familie jedoch ein zu radikaler Eingriff, und sie suchten nach sanfteren Strategien. Strategien, die nicht nur Symptome bekämpfen, sondern bei den Ursachen ansetzen. In Eigenregie begannen sie eine sanfte Sanierung ihres Weihers und zogen später das auf Pilotprojekte spezialisierte Umweltbüro von Adrian Nufer hinzu. Das war im Jahr 2004.
Zwanzig Jahre später präsentiert Adrian Nufer, der als Projektleiter das Projekt auch wissenschaftlich begleitete, das Resultat der «sanften Weihersanierung» im Bellacher Gemeindesaal der Öffentlichkeit. Er ist stolz auf das Ergebnis des nun 20-jährigen Projektes und spricht von einer «Seesanierung, mit welcher ein vorindustrieller Zustand des Weihers wieder hergestellt werden konnte». Er meint damit tiefblaues Wasser durch alle Schichten, eine durchgehend freie Wasseroberfläche und das Vorhandensein von Kleinlebewesen am Weihergrund, die nur in einem sauerstoffreichen Milieu vorkommen. Anwesend am Informations-Anlass sind neben der Familie Stöckli und Vertreter:innen der umliegenden Gemeinden mehr als ein Dutzend Landwirte, deren Felder im Einzugsgebiet des Weihers liegen. Sie alle haben ihren Beitrag geleistet, der zum Erfolg des Projektes geführt hat.
Ein kleines Pulver, eine grosser Anwenderkreis
Die Methode der sanften Weiher Sanierung beruht auf dem Ausbringen eines Pulvers, das zur Unterwasserkompostierung anregt. Das auf Quarzmehl basierende Pulver steigert das Vorhandensein von Sauerstoff in der Schlammschicht und fördert damit deren Abbau. Es braucht dafür keine grossen Maschinen, die radikal in den Weiher eingreifen. Von Ruderbooten aus wird das Pulver mehrmals jährlich von Hand ausgebracht. Unter Nufers Begleitung und finanziert vom Kanton Solothurn und dem Alpiq Ökofonds sowie der Gemeinde Bellach wurden Daten gesammelt und in Zusammenarbeit mit den Fachhochschulen HAFL Zollikofen und ZHAW Wädenswil wissenschaftlich ausgewertet. Relativ schnell war ein Abbau der Schlammschicht feststellbar, doch das Algenproblem schien ungelöst. So entschied Nufer, dass nicht nur am Seegrund, wo das anaerobe Milieu herrscht, angesetzt werden sollte, sondern auch dort, wo die Nährstoffe herkommen - nämlich im ganzen Einzugsgebiet des Weihers. Die 160 ha Fläche erstreckt sich über die drei Gemeinden Bellach, Selzach und Lommiswil. 100 ha davon werden von 18 Landwirten bewirtschaftet. Sie alle galt es für ein erfolgreiches Projekt, ins Boot zu holen und so wurde 2010 ein Landwirtschaftsprogramm der Weihersanierung eröffnet. Die Finanzierung des Landwirtschaftsprogrammes von jährlich 20’000 Franken wurde über die drei Gemeinden verteilt und zu Nufers Freude waren nach persönlichen Gesprächen auf den Höfen alle 18 Betriebe bereit, am Projekt teilzunehmen und sind bis heute dabeigeblieben. «Vierzehn Jahre ist eine lange Zeit. Auch wenn teils Bauernhöfe bereits von der nächsten Generation geführt werden, ist niemand aus dem Projekt ausgestiegen», so Nufer.
Zusammenarbeit als Schlüssel zum Erfolg
Die Aufgabe der Landwirte ist simpel: ein ähnliches Produkt, wie dasjenige, das im Weiher ausgebracht wird, sollen sie bereits auf ihrem Betrieb einsetzen. In der Gülle, auf dem Mist oder über die Einstreu, auf dem Grünland und auf dem Ackerboden werden Produkte auf Melassebasis* ausgebracht. Dadurch werden Gülle und Mist bereits vor dem Ausbringen auf die Felder kompostiert. Die Nährstoffe gelangen nicht wie üblicherweise in Form von auswaschbaren Salzen auf die Felder, sondern bleiben als grössere, organische Moleküle dort im Boden, wo sie ausgebracht worden sind. So sind sie verfügbar für Bodenlebewesen und die Pflanzen, anstatt mit jedem Regen ausgewaschen zu werden und im Weiher zu landen. Wie oft und zu welchem Zeitpunkt die Bauern ihre Felder zu düngen haben, war den Landwirten nicht vorgegeben. Sie verpflichteten sich einzig dazu, die speziellen Produkte* gemäss Gebrauchsanweisung einzusetzen. Da mehr Nährstoffe im Boden verblieben, konnten einige Landwirte eine bessere Nährstoffversorgung ihrer Böden feststellen und in Absprache mit der Düngeberatung der landwirtschaftlichen Schule Wallierhof die Düngung reduzieren. «Bei uns gibt es wenig Vorschriften», sagt Nufer, und ist sich sicher, dass die Eigenermächtigung aller Beteiligten ein Hauptfaktor für das Gelingen des Projekts ist. Das Vertrauen in alle Mitwirkenden, das Ernstnehmen der Anliegen verschiedenster Akteure, ein regelmässiger Austausch in jährlichen Projektvorträgen und Exkursionen, die Möglichkeit, seine eigene Meinung mitzuteilen: «Das ist der Schlüssel für eine gute Zusammenarbeit», so Nufer. Auch der Weiherbesitzer Stöckli bedankt sich nach Nufers Präsentation für den Beitrag aller Beteiligten und ist sich sicher, dass sein Weiher nur dank einer so guten Zusammenarbeit von Gemeinde, Landwirtschaft und Wissenschaft, erfolgreich saniert werden konnte.
Die Rolle der Gemeinde
Die Kosten von insgesamt 350’000 Franken des zwanzigjährigen Projektes wurden mehrheitlich von den drei Gemeinden übernommen. Das mag erstaunen, doch Lea Schluep, Gemeindepräsidentin der Gemeinde Bellach, argumentiert die Übernahme damit, dass Kosten von herkömmlichen Methoden wie dem Ausbaggern des kantonalen Schutzgebietes auch zu Lasten der Gemeinde gefallen wären. Diese wären vermutlich noch viel höher gelegen– und hätten erst noch einfach nur ein Aufschieben bewirkt, bis das Problem des überdüngten Weihers wieder aufgetreten wäre. Schluep ist zufrieden mit der gewählten Methode und verweist auf die vielen positiven Beiträge in den sozialen Medien, in denen der sanierte Weiher mittlerweile regelmässig erwähnt wird: «Auch wir haben ein grosses Interesse daran, dass unser Weiher als Erholungsgebiet erhalten bleibt.» Sie betont aber auch, dass zwanzig Jahre eine lange Zeit ist und es nötig war, dass das Projekt über die Amtszeit verschiedener Gemeindepräsident:innen durchgetragen werden musste. «Hätte einer meiner Vorgänger die Sanierung auf diese Weise nicht gutgeheissen, wäre dies das Ende für das Projekt gewesen.», so Schluep. Dass der Erfolg eines solches Projektes auf der Teilnahme aller Beteiligten basiert, ist ihr voll bewusst , und sie bedankt sich nach Nufers Präsentation mit einer Einladung in den nebenangelegenen Gasthof bei allen Anwesenden.
«Sanierung wie es im Bilderbuch steht und keine zweite gibt»
Der Bellacher Weiher ist laut Nufer das einzige Gewässer weltweit, welches mithilfe katalysierender Produkte* und in Zusammenarbeit mit der umliegenden Landwirtschaft erfolgreich saniert wurde. Eine ähnliche Sanierung wurde beim Heidsee in der Lenzerheide durchgeführt, dort jedoch ohne die Mitarbeit der Landwirtschaft. Weshalb die Methode bis anhin nur im Solothurnischen angewendet wurde und nicht auf andere Gewässer in landwirtschaftlichen Gebieten ausgeweitet wird, begründen einige Kantone auf Anfrage Nufers jeweils damit, weil die wissenschaftliche Wirkung der Methode bis anhin noch nicht vollumfänglich erklärt werden könne. Mit dem Projekt des Bellacher Weihers wurden jedoch wichtige Daten gesammelt, die eine Stossrichtung einer neuen Methodik zeigen könnten. Laut Nufer ist für eine zielbringende Realisierung eines weiteren Projektes nicht nur die wissenschaftliche Begleitung des Projektes nötig, sondern insbesondere auch eine lokale Trägerschaft, die sich für das Projekt stark macht und alle Beteiligten an einen Tisch bringt. Und Beharrungsvermögen und einen langen Atem mitbringt.
Immer mehr Bauern und Bäuerinnen hinterfragen das Credo: «Nur wenn wir düngen und spritzen sind gesunde Kulturpflanzen und hohe Erträge möglich». Braucht die Pflanze für ihr Gedeihen nicht etwas ganz anderes, nämlich einen gesunden, lebendigen Boden? Diese Überzeugung steht hinter der «regenerativen Landwirtschaft». Sie ist mittlerweile zu einer Bewegung angewachsen, zu der sich immer mehr LandwirtInnen hingezogen fühlen. Sie verzichten dabei freiwillig auf Pestizide und Kunstdünger. Im Zentrum steht ein gesunder, fruchtbarer Boden. Was regenerative Landwirtschaft ist, zeigt das Portrait eines Pionierbetriebes.
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(VL) Was würde passieren, wenn man als Bauer darauf vertraut, dass das System Pflanze und Boden keinerlei Zusätze und Spritzmittel bedarf, um produktiv zu sein? Würden ein gesunder, lebendiger Boden und geschlossene Nährstoffkreisläufe für das gute Gedeihen der Pflanze genügen? Genau dies ist das Grundprinzip der regenerativen Landwirtschaft. Doch wie sieht es bei den Erträgen aus? Einige Produzenten, die regenerativ wirtschaften, sind überzeugt, mit den Erträgen der konventionellen, Landwirtschaft mithalten zu können. Doch wie ist das möglich?
Boden und Pflanze: ein System
Der Boden und die Pflanze stehen in einem permanenten Austausch, viel mehr noch: sie interagieren sozusagen als Gesamtorganismus. Die Pflanzen produzieren mittels der Photosynthese Zucker. Damit versorgen sie nebst dem eigenen Bedarf auch den Boden und die darin lebenden Mikroorganismen wie Bodenbakterien und Bodenpilze. Ganze 90% ihrer Photosynthese-Leistung gibt die Pflanze an den Boden weiter. Die Pflanze ist so Teil einer symbiotischen Beziehung. Sie ernährt die Bodenorganismen und bekommt ihrerseits von diesen genau das zur Verfügung gestellt, was sie braucht – nämlich Bodennährstoffe, die sie aufschliessen und pflanzenverfügbar machen. Der Landwirt muss im Prinzip nichts weiter tun, als den Boden und das Ökosystem so aufzubereiten, dass die Wechselwirkungen zwischen Pflanze und Boden optimal gelingen können. Ein zentraler Faktor ist dabei der Humusgehalt des Bodens. Denn die Bodenorganismen benötigen humusreichen Boden. Ab dem Moment, ab dem ein Bodenklima herrscht, in dem sich die Bodenlebewesen wohl fühlen, versorgen sie die Pflanze mit all dem, was diese für ein gesundes und kräftiges Wachstum braucht.
Hof Stucki
Nach diesen Grundprinzipien produziert die Familie Stucki auf ihrem Hof bei Dägerlen im Bezirk Winterthur.
Bauer Ralf Stucki in einem seiner Gemüsefelder.
Mit dem Boden arbeiten
Wir spazieren über die 26,5 Hektaren Land der Stuckis. In erster Linie wird Gemüse- und Obst angebaut. Nebst den Wollschweinen, Hühnern, Enten und Truthähnen weiden auch 24 Milchkühe. „Hier siehst du die ersten Gemüsefelder“, sagt Ralf Stucki. Wie ich mich umdrehe sehe ich lange Streifen, welche mit geschnittenem Gras überdeckt sind. Stucki kniet sich nieder und gräbt seine Finger in den Mantel aus Gras. Dies sei Mulch, erklärt er. Ich tue es ihm gleich, und bohre meine Finger in die Grasschicht: Unter dem Gras ist es angenehm warm und dies, obwohl die Temperatur in den letzten Tagen nochmals fast bis zur Null-Grad Grenze gesunken ist.
Unter der Mulchschicht ist es angenehm warm.
Aus der Nähe kann ich erkennen, wie kleine Selleriepflänzchen ihre hellgrünen kräftigen Blätter aus der Mulchschicht schieben. Der Mulch, so Stucki, muss beim Austragen frisch geschnitten und grün sein, damit die durch die Photosynthese gewonnene Energie im Gras gänzlich enthalten ist. Ausgetragen auf das Feld, wird das Gras innerhalb eines Jahres langsam abgebaut. Während dieses Prozesses gehen die Nährstoffe, welche im Gras enthalten sind, in den Boden über. Bevor es soweit ist, wirkt die Schicht aus Mulch isolierend – das heisst sie speichert die Wärme. Das ist besonders im Frühjahr wichtig und schützt den Boden zugleich vor dem Austrocknen. Dank der Mulchschicht, erklärt Ralf Stucki, wächst kaum Unkraut, welches die noch kleinen Pflänzchen konkurrieren könnte. Dadurch, dass die Erde von praller Sonne und starkem Regen geschützt bleibt, verklumpt und verdichtet sie sich nicht.
Selleriepflänzchen im Mulch.
Ralf Stucki ist zufrieden mit dem Resultat, die Pflanzen gedeihen in der Mulchschicht prächtig. Zudem sei der Arbeitsaufwand gering, nach dem Setzen und Überdecken mit Mulch sei alles getan, sagt er zufrieden. Er müsse den Boden nicht mehr befahren, nicht weiter bearbeiten, müsse nicht düngen und schon gar nicht spritzen. Da die Mulchschicht die Wasserverdunstung minimiere, müsse er die Setzlinge auch kaum je wässern. Er hätte eigentlich, schmunzelt er, nichts mehr mit der Pflanze zu tun, bis dass er sie ernten könne. Für eine Hektare Mulch bedarf es vier Hektaren stehendes Gras, fügt Ralf Stucki hinzu. Damit die Arbeit mit dem Mulch machbar bleibt und sich in Bezug auf den Ertrag lohnt, werden nach dem Ernten neue Setzlinge in den Mulch gepflanzt.
In der Reihe direkt neben den Selleriepflänzchen wachsen Zwiebeln und Meerrettich. Stuckis arbeiten mit Mischkulturen. Nicht umsonst sagt man „gute Nachbaren wachsen zusammen“. Krankheiten und Schädlinge haben in Mischkulturen geringere Chancen sich auszubreiten. Zudem hat jede Pflanze einen anderen Nährstoffbedarf. Als Mischkultur angebaut, nehmen sie sich gegenseitig nichts weg. Auch dies ist ein Weg, um einer Auslaugung des Bodens vorzubeugen und zu vermeiden, dass Dünger zugeführt werden muss. Die Pflanzenkombinationen erarbeitet Ralf Stucki im Austausch mit dem Bio-Saatgutproduzenten Sativa Rheinau AG. Aktuell wachsen Quinoa neben Zucchetti und Aubergine, Fenchel neben Linsen, Saubohnen und Perlerbsen.
Mischkultur Aubergine, Fenchel.
Beobachten und lernen
Stuckis Lust zu experimentieren und seine grosse Offenheit, Neues zu lernen, sind beeindruckend und ansteckend. Es wird deutlich, dass genau diese Eigenschaften Basis dieses Betriebes sind, der 280 verschiedene Produkte hervorbringt. Da sie nicht an den Grosshandel liefern, sondern ihre Produkte direkt verkaufen, können Stuckis statt auf Menge auf Vielfalt setzen. Dies wiederum ist eine ideale Ausgangslage, um mit Mischkulturen zu arbeiten und zu experimentieren.
Zweimal im Jahr widmet sich Ralf Stucki dem Boden in ganz besonderem Masse. Dazu erstellt er eine Art Sud aus frischer Brennnessel, angereichert mit Meerrettich- und Algenextrakt. Diese Pflanzenfermente, sogenannte Rottenlenker spritzt Stucki mit einem Tiefenlockerer in den Boden, um damit die Mikroorganismen im Boden direkt zu ernähren. Auch der Tiermist findet eine ähnliche Verwendung. Dieser wird bei Stuckis nicht direkt aufs Feld gebracht, denn dies wäre viel zu aggressiv für den Boden und die darin lebenden Organismen, sondern er wird zuerst fermentiert und erst dann in die Kulturen eingearbeitet. Man könne es regelrecht riechen, wenn der Fermenter oder Komposttee ausgebracht sei und der Boden anfange zu arbeiten: «Der Boden riecht wie nach einem frischen Sommerregen, er beginnt zu atmen», sagt Stucki. Seine Erfahrung bestätigt: die Pflanzen profitieren von dieser Bodenpflege, sie seien deutlich vitaler.
Lockere Struktur und dunkelbraune Färbung zeigt einen optimalen Belebungszustand.
Der Landwirt als «Forscher»
Nebst dem ständigen Beobachten und Auswerten experimentiert Stucki auch: Den Mulch in die Erde einzuarbeiten, statt ihn als Mantel auf den Boden zu legen, bringt beispielsweise weniger Ertrag – das hat Stucki alles ausprobiert. Dass die Weihnachtsbäumchen in Kombination mit den Aprikosenbäumen wachsen, hat sich hingegen bewährt. Die Tannen schützen den Boden im Sommer vor dem Austrocknen, die Obstbäume beschatten die Tännchen und im Winter hausen die Hühner zwischen den Bäumen. So bleiben die Weisstannen frei von Schädlingen wie den Schildläusen und der roten Spinne. Ja sogar die Mäuse bleiben dank den Hühnern weg. Nebst allem Experimentieren ist es Stucki jedoch wichtig, dass alles machbar bleibt und der Hof mit seinen fünf Angestellten sich auch wirtschaftlich trägt. Und das tut es auch.
Christbäume zwischen den Aprikosenbäumen.
Der Hof – ein in sich geschlossenes System
Vertieft man sich mit Stucki ins Gespräch, merkt man rasch, welche Visionen sein Tun prägen. Nebst der Experimentierfreude ist Stuckis Denken dem Ansatz der regenerativen Agrikultur nahe. Ralf Stucki verfolgt eine Landwirtschaft im Sinne der Natur, er strebt nach gesunden Böden, die einen guten Wasserhaushalt aufweisen. Zudem ist es ihm wichtig, ganzheitliche Entscheidungen zu treffen, die ökologische, soziale aber auch wirtschaftliche Interessen gleichzeitig berücksichtigen.
Sein Hof funktioniert als ein in sich geschlossener Kreislauf. So wird beispielsweise das Tierfutter (Gras, zudem ergänzend etwas Gerste, Mais, Weizen und Soja) bei Stuckis alles selbst produziert, so dass nichts Weiteres dazu gekauft werden muss. Im Juli, wenn die Tomaten kurz vor der Ernte stehen, werden die Stauden zum Schutz vor Pilzbefall mit Milchwasser behandelt. Das saure Klima, welches durch die vergärende Milch auf den Blättern entsteht, verhindert, dass sich Pilze auf den Blättern ansiedeln. Für Stucki heisst regenerativ, dass alles zusammen als einheitliches System gedacht wird: die Böden, die Pflanzen, die Tiere und der Mensch. Alle diese Pfeiler stehen in Wechselwirkung miteinander und können sich gegenseitig nähren und stützen.
Der stetig voranschreitende Klimawandel wird neue Anforderungen an die Landwirtschaft stellen und ein Umdenken fordern. Gerade auch hier ist der Ansatz der Regenerativen Landwirtschaft vielversprechend, z.B. dann, wenn es darum geht, die Böden vor dem Austrocknen zu schützen oder Anbauflächen als mögliche CO2-Senke zu bewirtschaften.
Der Weg, den Stuckis beschreiten, ist also aus verschiedenen Blickwinkeln hochaktuell. Oder wie Stucki selbst sagt: «Ich weiss nicht, was richtig ist, aber ich habe definitiv das Gefühl, dass es richtiger ist, diesem Weg zu folgen, anstatt der immer abhängigeren konventionellen Landwirtschaft, und uns dieser Weg weiterführen kann als der bisherige.»
Neben dem Obst- und Gemüsebau werden im Weinbau die meisten Pestizide eingesetzt. Als entsprechend anspruchsvoll gilt es, auf diese Giftstoffe zu verzichten. Immer mehr Pioniere zeigen, wie dies möglich ist. Einer, der diesen Weg besonders erfolgreich gegangen ist, ist der Winzer Bruno Martin aus Ligerz. Dank seiner sorgfältigen Pflege der Bodenbiodiversität kann er sogar auf Dünger verzichten. Damit weist er den Weg zu einer giftfreien, ressourcenschonenden Landwirtschaft der Zukunft, die mit der Natur statt gegen sie arbeitet und die dadurch auch weniger Kosten verursacht – bei der Produktion wie in der Umwelt.
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Die Grundlagen des pestizidfreien Weinbaus
Wer mit dem Schiff auf dem Bielersee unterwegs ist, kann sie nicht übersehen: Die Rebberge welche die Hänge des linken Bielerseeufers zieren. Traditionell ist das Rebbaugebiet am Jurasüdfuss geprägt von der Weisswein-Produktion. Auf dem standorttypischen Kalkboden fühlen sich Sorten wie Chasselas, Chardonnay oder Sorten der Pinot-Familie sehr wohl. Die Reben profitieren vom Wärmespeichereffekt des Sees und von den mikroklimatischen Vorzügen der Terrassierung.
So idyllisch die sonnenverwöhnte Weinbauregion auch beschrieben werden kann, sie hat auch ihre Schattenseiten: Ein Grossteil der Reben
wird nach ÖLN-Richtlinien und somit mit hohem Pestizideinsatz bewirtschaftet. Nur wenige Winzer verschreiben sich aus Überzeugung der Bioweinproduktion. – Bruno Martin aus Ligerz ist einer von ihnen. Mit Herzblut setzt er sich für einen naturverträglichen Weinbau ein und geht dabei deutlich weiter als der Biolandbau selbst: Er verzichtet auf immer mehr Parzellen ganz auf Pestizide und setzt nur noch Pflanzenstärkungsmittel ein. Sein Credo ist ein gesunder Boden, aus dem gesunde Pflanzen hervorgehen, die sich gegen Schädlinge selber schützen können.
Mit grösstem Respekt gegenüber der Natur
Wer mit dem Winzer ins Gespräch kommt, merkt schnell, welche Visionen sein Denken prägen. Sein Pioniergeist, sein Mut und seine oft zäh errungenen Erfolge sind ansteckend.
Bruno Martin führt den Rebbaubetrieb seit 1982. Seine acht Hektaren Reben zieren die Hänge von Ligerz, einem kleinen Winzerdorf am linken Bielerseeufer. Weiter kommen rund 58 Aren Ökoflächen dazu, welche mit vielfältigen ökologisch wertvollen Elementen versehen sind. Seit bald 20 Jahren wird der Betrieb nach den Richtlinien von Bio-Suisse und Demeter bewirtschaftet.
Bruno Martin in seinen Reben neben einer selbsterstellten Trockensteinmauer
Von seiner Grossmutter lernte Bruno Martin schon früh, die Wichtigkeit einer intakten Natur kennen. Sie war es, die ihm die Werte mit auf den Weg gab, die ihn bis heute prägen: der respektvolle Umgang nicht nur mit Mitmenschen, sondern auch der faire und nachhaltige Umgang mit den Produktionsgrundlagen.
Als er die Reben seiner Grossmutter übernehmen durfte, verzichtete er, damals noch als IP-Bauer, als einziger Landwirt weit und breit auf den Einsatz von Akariziden, auf Gifte, die eingesetzt werden gegen die Spinnmilbe. Schon im ersten Jahr bezahlte er ein grosses Lehrgeld, indem durch den Spinnmilbenbefall das Laub seiner Reben grossen Schaden erlitt, was zu hohen Ertragsausfällen führte. Dies bewegte ihn zum Umdenken. Statt in Pestizide begann er, in eine intakte Biodiversität zu investieren, er setzte sich intensiv mit der Produktionsgrundlage Boden auseinander, pflanzte Bäume und Hecken, erstellte Trockenmauern, verzichtete auf Bodenbearbeitung und begrünte seine Rebberge.
Mehr als Bio
Kurz nachdem er auf Biolandbau umgestellt hatte, kam im Jahr 1991 die Rotweinsorte «Regent» auf den Markt, eine der ersten sogenannten «PIWI»-Sorten. Bruno Martin zögerte nicht und setzte seine ersten PIWI-Reben. – Der Anteil davon ist stetig gewachsen. Heute sind es rund 60%. Damit konnte er den Einsatz von auch im Biolandbau erlaubten Pestiziden (Kupfer und Schwefel) massiv reduzieren.
Die ersten Weine von Bruno Martin, die voll und ganz ohne den Einsatz von Pestiziden produziert wurden, werden ab dem kommenden Herbst in den Regalen von Coop zu finden sein. Auf die Frage, warum er mit seiner Idee einer pestizidfreien Produktion weitergeht als die Bio-, bzw. Demeterproduzenten, meint er ganz einfach: «Visionen sind die Saat für die Ernte der Zukunft». Er ist überzeugt, dass Stillstand in eine Sackgasse führt und ist sich daher sicher, dass eine Weiterentwicklung des heutigen «Bio» unabdingbar ist.
Wege zur pestizidfreien Weinproduktion
Der Weg zur Produktion eines pestizidfreien Weins war hürdenreich. Bruno Martin ist ein Macher und weiss, wie er seine Ziele erreichen kann. Eine pestizidfreie Produktion ist nur möglich durch ein Zusammenspiel von diversen Vorbedingungen und Massnahmen:
Der Standort mit Boden und Klima entscheidet im Rebbau oftmals über Erfolg oder Misserfolg im Zusammenhang mit dem Bekämpfen von Pilzkrankheiten. Auch PIWI-Sorten gedeihen an Top-Reblagen am prächtigsten und können ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Pilzkrankheiten dort am besten ausschöpfen.
Durch Hagelschutznetze werden die Triebe der Reben nach oben gerichtet. Dies fördert ein besseres Abtrocknen der Stöcke und senkt so wiederum die Gefahr für Angriffsherde von Pilzinfektionen. Ein weiterer Vorteil der Hagelschutznetze ist zudem die Ableitung des Regenwassers. Das Wasser rinnt entlang der Netze zum äussersten Rebstock, wo es versickert. – Wiederum ein positiver Effekt für ein schnelles Abtrocknen der Reben.
Nach der Blüte der Reben, wenn die Beeren ca. erbsengross sind, werden die Stöcke grosszügig «ausgelaubt». Jegliche Blätter rund um die Trauben müssen entfernt werden, damit sich Feuchte nicht ansammeln kann.
Sind all diese Massnahmen getroffen, so muss auch Bruno Martin manchmal zu Kupfer oder Schwefel greifen (Demeter erlaubt: max. 3kg Kupfer/ha/Jahr) – aber nur bei seinen alten krankheitsanfälligen Sorten. Der falsche Mehltau kann dabei mit Kupferbehandlungen und den Teilwirkungen, die der Einsatz von Schwefel hat, gut in Schach gehalten werden. Gegen den echten Mehltau (weitere in Reben häufige Pilzinfektion) hingegen wirkt Kupfer nicht, ein Einsatz von Schwefel ist da nötig.
Seit Bruno Martin auf eine ganzjährige Begrünung in seinen Reben setzt und seine Pflanzen nicht mehr düngt, ist es in seinen Reben nie wieder zu einem Botrytisbefall (Grauschimmelpilz, der die Traubenbeeren verfaulen lässt) gekommen.
Das Ökosystem im Gleichgewicht oder «regenerative Landwirtschaft»
Im Gespräch mit Bruno Martin fällt immer wieder das Wort «Biodiversität». Seine Rebberge in Ligerz sind einmalig in dieser Region. Hecken, Hochstammobstbäume, blumenreiche Ökowiesen, Vogelhäuser, Trockensteinmauern und sogar ein Wiesel-Hotel zieren seine Rebhänge. Mindestens alle 50 Meter befindet sich ein Strukturelement für die, wie Bruno Martin es nennt, Biodiversität «über dem Boden». Diese Elemente werden mit viel Liebe zum Detail gepflegt, damit unter anderem Kleinlebewesen wie Eidechsen, Hummeln, Wild- und Erdbienen oder auch Schlangen ein Zuhause finden. Beim Ausmähen der Reben, wird zudem Acht gegeben auf besondere Pflanzen. Das Resultat ist beeindruckend. So hat sich in seinen Rebbergen die Bocksriemenzunge, eine sehr seltene, gefährdete Orchideenart, angesiedelt und bildet heute eines der grössten Vorkommen in der Schweiz.
Ein Wieselhotel in den Rebbergen von Bruno Martin
Biodiversität auch im Boden
Genauso wichtig wie die sichtbare Biodiversität «über dem Boden», ist für Bruno Martin die unterirdische Biodiversität, welche auf das Gleichgewicht von Boden und Pflanzen einen enormen Einfluss hat. Bruno Martin bearbeitet seine Böden nicht. Er überlässt diese Arbeit den unzähligen Bodenlebewesen, welche für die Lockerung, Durchlüftung und Sickerfähigkeit des Bodens sorgen.
Konnte Bruno Martin in der Vergangenheit einen Rebberg übernehmen, so stand meist zuerst eine Bodensanierung an. Solch eine Sanierung kann nur in enger Zusammenarbeit mit der Natur und vielen Jahren Geduld erfolgreich enden: Kompost zuführen, Einsaaten von Ölrettich, Zwischenjahre ohne jegliche Massnahmen und Abbruchlockerungen (Auflockerung des Bodens bis in tiefe Bodenschichten) sind nur ein paar der Massnahmen, welche vorgenommen werden, um eine gesunde Bodenstruktur aufzubauen. Befindet sich danach ein Boden im Gleichgewicht, so sind weder Düngergaben, noch Bodenbearbeitungen nötig. Einzig Dolomit, ein Karbonat-Gestein, welches reich an Calcium und Magnesium ist, wird alle 10 Jahre auf die Böden ausgebracht.
Was heute als «regenerative Landwirtschaft» bezeichnet wird, lebt Bruno Martin seit Jahren. Er betont immer wieder: «Wenn sich Boden, Reben und Biodiversität im Gleichgewicht befinden, dann bleiben meine Trauben gesund.»
Mut zu Neuem
Bruno Martin ist überzeugter Winzer, welcher einen konsequenten Weg hin zu einer pestizidfreien Landwirtschaft eingeschlagen hat. Er möchte auch andere Landwirte motivieren, sich über bisherige Produktionssysteme Gedanken zu machen, diese zu hinterfragen und immer wieder neue Wege einzuschlagen.
Die Umstellung auf pestizidfreie Produktion braucht nicht nur Mut und Durchhaltewillen, sondern vor allem eines: Vertrauen in die Natur und deren Prozesse.
Immer mehr LandwirtInnen probieren es erfolgreich aus, die Forschung macht Fortschritte und die Bauernpresse berichtet darüber! Pestizidreduziert bis pestizidfrei ist immer besser auch wirtschaftlich möglich, dank besserer Fruchtfolge, vielversprechender Forschung und resistenten Sorten.
Grossbäcker und Philanthrop Fredy Hiestand setzt ein wegbereitendes Zeichen für eine gesunde Natur und eine nachhaltige Landwirtschaft ohne Pestizide. Als erstes Branchenunternehmen in der Schweiz stellt «Fredy’s AG» die Produktion sämtlicher Backwaren – nebst Standard von IP-Suisse (Schweizerische Vereinigung integriert produzierender Bauern und Bäuerinnen) – zusätzlich auf pestizidfrei um. Die Denkwerkstatt «Vision Landwirtschaft» hat ihn inspiriert und unterstützt ihn bei diesem Engagement für eine pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft.
>> Zur Medienmitteilung der «Fredy’s AG»
Der Erfolg des Weinguts Lenz in Uesslingen (TG) gründet auf vier Säulen: die erste ist die Bewirtschaftung der Reben nach biologischen Richtlinien. Die zweite ist die weit über die Richtlinien hinausgehende Förderung der Artenvielfalt. Drittens setzt Lenz auf eine grosse Diversität an Rebsorten. Die Krönung in seinen Rebbergen stellen schliesslich die neuen pilzresistenten Rebsorten dar. Mit diesen vier Säulen kann er heute fast ganz auf Pestizide verzichten. Auch im Keller probiert Lenz, immer weniger Hilfsmittel einzusetzen.
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>> Zum SRF Beitrag über Roland Lenz
(VL) Roland Lenz’s Rebberge unterscheiden sich augenfällig vom üblichen Bild eines Schweizer Rebberges. Seine Parzellen sind durchsetzt mit Naturwiesen, Gebüschen und hohen Bäumen. Zwischen den Reihen spriesst es grün und spontan. Um Raum für eine grosse Vielfalt von Lebewesen zu schaffen, hat er 13 Prozent seiner Reben gerodet und zirka 600 Bäume gepflanzt. Dank der hohen Biodiversität hat Lenz praktisch keine Schädlinge. Auch gegen die Kirschessigfliege musste er bisher nie Pestizide spritzen. Seine Reben bieten schlicht keine Angriffsfläche, weil sie durch viele verschiedene Nützlinge geschützt sind, ist er überzeugt.
Bild: Roland Lenz in seinem Rebberg. Foto: VL
Verwirrtechnik
Im Biorebbau spritzt man zwar erst, wenn eine höhere Schadschwelle erreicht ist als im konventionellen Rebbau. Aber Roland Lenz goutiert auch Bio-Pestizide wie «Audienz» nicht, ein Insektizid mit dem Wirkstoff Spinosad, der im Biolandbau etwa gegen die Kirschessigfliege eingesetzt werden darf. «Ich will keine sogenannten «Bio-Insektizide» brauchen! Ob natürlichen oder chemisch-synthetischen Ursprungs, Pestizide sind Gifte für Lebewesen», erklärt er. Es gibt andere erfolgreiche Strategien zur Bekämpfung von Schädlingen: «Gegen die Kirschessigfliege arbeiten wir mit Fallen, und den Traubenwickler verwirren wir. Das heisst wir verwenden Ampullen, die weibliche Hormone verströmen, so dass die Männchen die Weibchen nicht finden und keine Begattung erfolgen kann».
Vital durch Vielfalt
Roland Lenz ist ein Freund der Vielfalt. Auf seinen 17 Hektaren hat er 34 unterschiedliche Rebsorten. Die Sortenvielfalt mindert zusätzlich den Krankheitsdruck. «Die vitalsten Reben sind innerhalb der gemischten Parzellen zu finden. Haben Sie gewusst, dass Reben eine Art Freundschaft eingehen?», philosophiert er. Sortenvielfalt schaffe nebst vermindertem Krankheitsdruck auch Vorteile bei Trockenheit, die für viele Winzer gerade in diesem Jahr ein grosses Problem war. Gegen Hagel sind seine Reben durch mehrjährige Seitennetze geschützt. Das ergibt zugleich eine erwünschte Beschattung – so kriegen die Trauben keinen Sonnenbrand. Ein weiterer Nutzen: Das Befestigen der Triebe entfällt, was einer massiven Arbeitszeitersparnis gleichkommt. Auch Sturmschäden und Verluste durch Vogelfrass werden verringert. Im Gegensatz zu Einwegnetzen sind die zirka einen halben Meter über dem Boden befestigten Mehrwegnetze für Vögel und Igel unproblematisch.
Die neuen pilzresistenten Rebsorten
Auf 11 Hektaren oder 60 Prozent seiner Rebparzellen stehen heute sogenannte «neue Rebsorten». Sie sind widerstandsfähig gegen Pilze (siehe weiter unten Kasten «Resistente Sorten»). Auf diesen Flächen kann Roland Lenz grundsätzlich auf Pestizide verzichten, auch auf das problematische Kupfer, das Biowinzer sonst gegen Pilze einsetzen. Herkömmliche und in der Regel sehr pilzanfällige Sorten wie Pinot Noir stehen bei Roland Lenz nur noch auf 6.5 Hektaren. Eine wirklich gute, widerstandsfähige neue Sorte, die Pinot Noir ersetzen könnte, hat er noch nicht. Heute produziert Lenz 60 Prozent Weiss- und nur 40 Prozent Rotwein. Warum? «Die Zucht von roten Sorten für den pestizidfreien Anbau ist deutlich schwieriger als jene von weissen Sorten. Zudem ist das Klima in der Deutschschweiz perfekt für den Weisswein», antwortet er.
Naturprodukt im Quadrat
Statt Pestizide einzusetzen, stärkt Roland Lenz seine Reben mit Algenauszügen. Sie machen die Reben widerstandsfähiger gegen Pilze und begünstigen die Wundheilung, wenn zum Beispiel Blätter abgerissen werden. Falls nötig setzt Lenz gegen den «echten Mehltau» Backpulver ein, und seit kurzem Lärchenextrakte. Er vertraut beim Zeitpunkt der Behandlung auf sein Gefühl. Ausserdem setzt er auf die sogenannten «effektiven Mikroorganismen», mit denen er seine Böden geimpft hat. Sie bilden mit den Wurzeln der Reben ein symbiotisches System. Alle 34 Rebsorten werden separat begutachtet, damit der optimale Zeitpunkt für die Ernte gefunden wird. Aus den Trauben zweier Parzellen, bepflanzt mit den Sorten Souvignier gris und Léon Millot, stellt Lenz den sogenannten »Cerowein» her: Null Hilfsstoffe im Rebbau und Null Hilfsstoffe im Keller kennzeichnen ihn. Bemerkenswert, wenn man bedenkt, wie viele Hilfsstoffe auch in der Bio-Kelterung noch zulässig sind. Wein ist zu einem Designprodukt geworden, das beliebig gestaltet wird, mit Hilfe von vielen, vielen Hilfsstoffen. Die meisten müssen nicht einmal deklariert werden.
Hoher Anspruch ist realistisch
Manchmal geht auch etwas schief: «2015 - ein feuchtes und warmes Jahr - konnte ich nach drei Tagen Regenwetter nicht in die Reben, auch die stärkenden Pflanzenauszüge auszubringen war nicht möglich. So habe ich auf zwei Hektaren die Ernte von Cabernet Jura verloren, weil es einen Durchbruch bei der Pilz-Resistenz gab», erzählt Roland Lenz. Sein wirtschaftlicher Erfolg erlaubt ihm Rückstellungen für solche Fälle. Mit dem Forschungsinstitut für biologischen Landbau FiBL und dem Weinhändler Delinat führt Lenz einen Versuch betreffend pestizdfreier Produktion von Pinot Noir durch. Sein Ziel ist es, alle seine Reben komplett pestizidfrei, also auch ohne Kupferspritzungen, zu bewirtschaften. Es sei ein sehr hoher Anspruch, meint er, aber durchaus realistisch, da gerade alle neuen Sorten ganz ohne Pestizide angebaut werden können. Pro Jahr erneuert er drei bis vier Prozent der Rebfläche – und bepflanzt sie mit neuen, pilzwiderstandsfähigen Sorten, versteht sich. Glück hat Roland Lenz dabei mit seinem lebendigen Boden: sein Land war vorher kein Rebgebiet und nicht mit Pestiziden vorbelastet. So musste er das Ökosystem Boden nicht wie andere WinzerInnen jahrzehntelang wiederaufbauen.
Neue Sorten bieten Kostenvorteile
Roland Lenz verzichtet auf die meisten Hilfsstoffe nicht nur im Rebberg, sondern auch bei der Kelterung. Dabei spart er viel Geld. Ausserdem fallen dadurch etwa 50 Prozent der Arbeitskosten weg. Der Betrieb mit Karin und Roland Lenz, zwei Winzerlehrlingen, drei Winzern, einer Bürofachkraft und einer Haushaltshilfe steht wirtschaftlich gut da. Pro Hektare Reben rechnet Roland Lenz mit einer Ernteleistung von etwa 90 Stunden oder zirka 1’500 Franken Arbeitskosten. Das ist der gleiche Preis wie für eine Vollerntemaschine. Dabei seien sie schlagkräftiger und flexibler als mit dem Einsatz einer solchen Maschine. Bei der Weinlese helfen jeweils 20 KundInnen mit. Roland Lenz selbst teilt seinen Einsatz auf mehrere Disziplinen auf: Rebzucht und Beratung, Traubenproduktion, Kelterung und Verkauf. Sein Ziel ist es, junge KundInnen zu erreichen, und dafür will er nicht nur im Premiumbereich anbieten. Das schafft er nur, weil er die Kosten im Griff hat, sagt er: «Mit einer Flasche, die ich für 17.50 Franken verkaufe, habe ich immer noch eine gute Wertschöpfung». Roland Lenz produziert mehr als 70 verschiedene Weine pro Jahr.
Preisgekrönt
Die International Wine Challenge, AWC Vienna ist der weltweit grösste Weinwettbewerb mit über 12’000 eingereichten Weinen - konventionell sowie biologisch produzierten. In diesem internationalen Umfeld schneiden Lenz’s Weine sehr erfolgreich ab und sind auch der konventionellen Konkurrenz mehr als gewachsen: 2015 und 2016 wurden alle eingereichten Weine ausgezeichnet, je mit zweimal Gold und viermal Silber! In beiden Jahren wurde sein Wein «Panorama» mit 91 Punkten am höchsten bewertet. Ausserdem wurde Roland Lenz schon zweimal als Schweizer Biowinzer des Jahres gekürt, im 2015 und im 2018. Hier geht es zur Homepage des Weinguts Lenz.
Bild: Roland Lenz in seinem Weinkeller. Foto: VL
Kelterung
Wie viele und welche Stoffe bei der Produktion der Trauben eingesetzt werden, ist immer wieder Thema in den Medien. Manchmal ist es auch für Laien ersichtlich, ob etwa zwischen den Reihen Herbizide gespritzt wurden oder nicht. Was hingegen danach bei der Vinifizierung passiert, ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Vision Landwirtschaft hat recherchiert, welche Stoffe in welchem System oder Label eingesetzt werden dürfen, und die Vorschriften miteinander verglichen. Hier geht es zur Tabelle «Erlaubte Hilfsstoffe bei der Kelterung». Als Inspiration führen wir darin auch auf, welche Hilfsstoffe Roland Lenz braucht, um den «Cerowein» zu keltern: keine.
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Resistente Sorten
Die beiden wichtigsten Rebenkrankheiten, die bei den traditionellen Sorten regelmässigen Pflanzenschutz nötig machen, sind der falsche und der echte Mehltau. Diese Pilzkrankheiten waren ursprünglich in Europa nicht heimisch. Sie wurden im 19. Jahrhundert von Nordamerika nach Europa eingeschleppt und haben sich in jener Epoche explosionsartig ausgebreitet. Der Weinbau in Europa drohte zugrunde zu gehen, auch wegen der Reblaus, die zur selben Zeit in Europa wütete. Seit dieser Zeit müssen alle traditionellen Rebsorten jedes Jahr bis zu 20 Mal – je nach Witterung und eingesetzten Mitteln – mit Fungiziden behandelt werden, denn ein Pilzbefall kann die Traubenernte total vernichten. Die pilzwiderstandsfähigen Reben (auch «PIWI-Sorten» genannt) sind ursprünglich aus Kreuzungen zwischen europäischen Reben und pilzresistenten amerikanischen Arten entstanden. Heute kennt man neue multiresistente Sorten, deren Resistenz gegen Mehltau stabil ist, weil sie auf mehreren Genen basiert. (Quelle: https://www.piwi-international.de/de/informationen.html)
Wie viele und welche Stoffe bei der Produktion der Trauben eingesetzt werden, ist immer wieder Thema in den Medien. Manchmal ist es auch für Laien ersichtlich, ob etwa zwischen den Reihen Herbizide gespritzt wurden oder nicht. Was hingegen danach bei der Vinifizierung passiert, ist in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt. Vision Landwirtschaft hat recherchiert, welche Stoffe in welchem System oder Label eingesetzt werden dürfen, und die Vorschriften miteinander verglichen.
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Die Landwirte Christian Meier und Bruno Künzli stehen stellvertretend für viele, die zwar nicht Biolandbau betreiben, denen es aber heute gelingt, IP-Suisse-Brot-Getreide ohne Fungizide, ohne Insektizide, ohne Halmverkürzer und sogar ohne Herbizide zu produzieren. Eine anspruchsvolle Herausforderung zwischen Wirtschaftlichkeit und Ökologie, die viel Beobachtungsgabe, Kalkül und Verstand verlangt. Pestizidfrei anbauende Landwirte zu unterstützen und zu vernetzen ist eines der Ziele des Projekts «Pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft» von Vision Landwirtschaft.
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(VL) Eine wachsende Zahl von IP-Suisse-Landwirten bauen ihr Getreide pestizidfrei an. Gut 2 Prozent der Brotgetreidefläche sind es derzeit gemäss IP-Suisse-Geschäftsführer Fritz Rothen. Wenig, so scheint es. Die Zahl ist aber umso bemerkenswerter, wenn man bedenkt, dass es für pestizidfrei angebautes IP-Suisse-Getreide keinen Mehrpreis gibt. Und dass vor allem der Verzicht auf Herbizide eine Herausforderung ist: Getreide reagiert nämlich sehr empfindlich auf die Konkurrenz von Unkräutern. Diese können zu deutlichen Ertragseinbussen führen.
Weniger Pestizide – weniger Kosten
Ein Schlüssel zur Wirtschaftlichkeit beim pestizidfreien Getreideanbau liegt im tieferen Aufwand: «Durch Verzicht auf Herbizide spare ich pro Hektare 121 Franken, davon Traktorkosten 15 Franken, Kosten für die Spritzenmiete 26 Franken und für Herbizide 80 Franken. Zudem habe ich manchmal, je nach Unkrautbefall, weniger Arbeit als mit der Spritze», rechnet Christian Meier, 50-jähriger Bauer in Niederwenigen bei Zürich, vor.
Christian Meier mit Töchterchen Ladina im Weizenfeld. Bild: Vision Landwirtschaft
Unkrautdruck niedrig halten
Damit es ohne Pestizide geht, sei es wichtig, die Unkräuter mit Kulturmassnahmen wie einer ausgewogenen Fruchtfolge mit Kunstwiesenanteil in Schach zu halten. Während Christian Meier eine fixe Fruchtfolge einhält, variiert der 40-jährige Bruno Künzli im thurgauischen Nussbaumen mit der Fruchtfolge und sät sein Brotgetreide nach einer Kultur, die er chemisch oder mechanisch unkrautfrei gehalten hat. 2017 konnte er so 60 Prozent seiner Ackerfläche herbizidfrei bebauen. «Dennoch ist es mein letztes Jahr mit Brotweizen, stattdessen werde ich die Emmer- und Dinkelfläche ausweiten, denn diese Sorten eignen sich dank dem hohen Wuchs deutlich besser für den herbizidfreien Anbau». Ähnlich die Erfahrungen von Bauer Christian Meier mit Roggen. «Roggen wird so hoch, dass er die Keimung der Unkräuter verhindert, weil kein Licht mehr durchkommt». Unkräuter oder Schädlinge konnten seinem Getreide dieses Jahr nichts anhaben. Trotzdem muss er mit Ertragseinbussen leben, weil der Hagel ca. 30 % der Körner «ausgeschlagen» habe.
Vielfältige Betriebsmodelle
Christian Meier muss für ungünstige Wettervorkommnisse Rückstellungen machen. In seinem Betriebsmodell, das ihm ein landwirtschaftliches Einkommen von 45'000 Franken ermöglicht, betreibt er neben Ackerbau auch die Aufzucht von Milchvieh. «Im Sommer, wenn die Aufzuchtrinder auf den Weiden sind, bleibt Zeit für eine Zusatzarbeit». Als Hochzeitsfotograf verdient er etwa die Hälfte seines jährlichen Gesamteinkommens. So kommen er, seine Frau, die als Kindergärtnerin in Teilzeit auch zum Familieneinkommen beiträgt, und die vier Kinder zwischen 16 und 2 Jahren, gut über die Runden.
Immer wieder Neues
Auch Bruno Künzli ist nicht nur Bauer. Er ist zugleich Versicherungskaufmann, Maschinenmechaniker, Tauchlehrer und Tourismusunternehmer. Der Beruf des Landwirtes sei von allen der schwierigste. Bruno Künzli ist ein Mensch, der rechnet und vergleicht. Er tüftelt immer wieder an innovativen Ideen und probiert sie aus – nur so findet er mit seinen Eltern auf dem Betrieb heute noch ein nachhaltiges Auskommen. Und nur so kommt er mit insgesamt weniger Pestiziden aus. Die Landwirtschaft ermöglichte ihm im Jahr 2017 ein Einkommen von etwa 41'000 Franken. Er beschäftigt sich mit neuen Produktionsformen, die er vor allem im Web oder im Austausch mit Biolandwirten recherchiert. Zum Beispiel macht er Versuche mit Salz, um das Getreidehähnchen zu bekämpfen.
Bundesgelder fürs Risikomanagement
Bauer Künzli bekommt einen Preiszuschlag für den herbizidfreien Anbau, wenn er den Boden nicht pflügt. In Frage kommen dann Mulchsaat - ein pflugloses Saatverfahren, bei dem die Pflanzenreste der Vorfrucht vor und nach der Neuaussaat die Bodenoberfläche bedecken - oder Streifenfrässaat. Bei dieser Methode beschränkt sich die Bodenbearbeitung auf einen schmalen Frässtreifen der sofort eingesät wird. Auch Direktsaat ist möglich: die Saat erfolgt ohne Bodenbearbeitung direkt nach der Ernte der Vorfrucht. Beim Verzicht auf den Pflug ist es schwierig, ohne Herbizide auszukommen. Und doch darf Bruno Künzli ab der Ernte der Vorkultur keine Herbizide mehr einsetzen, wenn er Ressourceneffizienzbeiträge erhalten will. Um die Unkräuter mechanisch zu bekämpfen, bedarf es ideales Wetter und einen trockenen Boden. «Das kurze Zeitfenster bedeutet oft Stress», sagt Bruno Künzli. Er muss jeden günstigen Moment ausnutzen, um das Unkraut mechanisch zu bekämpfen. So ergeben sich laut Bruno Künzli Mehrkosten für die mechanische Unkrautkontrolle, sowie ein erhöhtes Anbaurisiko. Diese Faktoren werden aber durch die zusätzlichen Beiträge des Bundes gedeckt. «Ich erhalte für die Mulchsaat pro Hektare 150 Franken und für herbizidfreien Anbau 400 dazu. Zudem spare ich 150 Franken für die Spritzung». Diese Gelder und die Einsparung schaffen es knapp, die zusätzliche Arbeit und den Minderertrag, mit dem es durch den pestizidfreien Anbau zu rechnen gilt, zu decken. Durch die Bundesgelder spielt also der mengenmässige Ertrag bei der Wirtschaftlichkeit eine kleinere Rolle. Die Direktzahlungen helfen, das Risiko eines schlechten Jahres besser zu managen.
Bruno Künzli im Emmerfeld. Bild: Vision Landwirtschaft
Der Markt bestimmt mit
IP-Suisse-Geschäftsführer Fritz Rothen betont, dass KonsumentInnen, aber auch Verarbeiter immer mehr pestizidfreies Getreide verlangen. Das hat Konsequenzen: «Ab Saattermin 2018 gilt bei IP-Suisse-Extenso-Brotgetreide ein Glyphosatverbot. Das gilt auch für die Vorkultur». IP-Suisse-Extenso-Brotgetreide sei damit frei vom umstrittensten und am häufigsten eingesetzten Herbizid. Doch ganz pestizidfrei sei das nicht, weil der Einsatz von anderen Herbiziden noch erlaubt bleibe. Beachtlich immerhin: Allein die Aussicht auf ein Glyphosat-Verbot habe die vor- und nachgelagerte Industrie in Bewegung gebracht. Maschinenhersteller hätten plötzlich präzisere Striegelgeräte zur mechanischen Unkrautbekämpfung auf den Markt gebracht. Diese könnten sowohl vor Auflauf der Getreidekörner wie auch nach der Keimung eingesetzt werden.
Resistente Schweizer Sorten
IP-Suisse-Saatgetreide stammt ausschliesslich aus Schweizer Sorten. Diese seien einerseits resistenter gegen Krankheiten und Schädlinge als viele ausländische Sorten, andererseits ergeben sie qualitativ hochwertiges Mehl, sagt Fritz Rothen. «Pestizidfreies Brotgetreide ist wirtschaftlich zunehmend mit dem konventionellen vergleichbar», ergänzt er. Die Jowa, eine Tochtergesellschaft der Migros, nimmt für ihre Bäckereien 80 Prozent des IP-Suisse Brotgetreides ab und bestimmt damit auch die Qualität und den Preis massgebend mit. Die Migros wirbt aber noch nicht mit pestizidfreiem Getreide. Kleinere Mühlen wie die Firma Bachmann aus Willisdorf (TG), der Bauer Bruno Künzli sein Getreide abliefert, oder die Mühle Steinmaur (AG), die von Bauer Christian Meier das Brotgetreide abnimmt, werben mit dem Slogan «voll Natur». Fritz Rothen ist überzeugt: «Die Zukunft gehört der Resistenzzüchtung, der minimalen Bodenbearbeitung sowie der Robotertechnik für alle Feldarbeiten».
Forschung, sowie Innovationen durch moderne Technik und Züchtung weisen also den Weg in Richtung einer pestizidfreien Landwirtschaft.
Im Obstgarten und in der kleinen Baumschule von Helmut Müller und Monika Bühler fühlt man sich wie im Paradies. Hier gedeihen mehr als 380 Apfelsorten, mehr als 120 Birnensorten, mehr als 60 Zwetschgen- und Pflaumensorten sowie Kirschen und Trauben. Helmut und Monika kultivieren viele, auch sehr seltene Sorten. Die Früchte werden direkt ab Hof verkauft: Als Tafelobst oder in Form von Most und Cidre, der auch von Bioläden vertrieben wird. Cidre aus ihren Äpfeln hat es sogar zu Weltberühmtheit gebracht. Der Thurgauer Landwirtschaftsbetrieb setzt seit 30 Jahren auf biologische Produktion und generiert auf einer Fläche von lediglich 10 Hektaren ohne sogenannte «Intensivkulturen» genug Einkommen für den Vollerwerbsbetrieb. Und dies trotz den bescheidenen Preisen, zu denen Monika und Helmut ihre hochwertigen Bioprodukte verkaufen.
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Helmut, wie lautet eure Betriebsphilosophie?
Wir setzen ganz auf Obst. Unser gesamtes Sortiment wächst auf starkwüchsigen, langlebigen Bäumen. Der Obstgarten besteht aus 600 richtig grossen Hochstämmen. Unsere enorme Sortenvielfalt hilft uns, Krankheiten und Schadorganismen in Schach zu halten, so dass wir lediglich im Frühjahr 2 bis 3 unterstützende Behandlungen mit im Biolandbau erlaubten biologischen Präparaten vornehmen. Wir verwenden nur im Biolandbau erlaubte Fungizide, keine Insektizide und selbstverständlich keine Herbizide.
Welche Wirkstoffe setzt Du noch ein und wann?
Im 2017 habe ich bei Äpfeln und Birnen zwei Spritzungen mit Schwefelpulver durchgeführt, dieses Jahr werden es maximal drei sein, weil es mehr Blüten hat. Ich setze Schwefelpulver sehr sparsam ein, und komme auf 0,8 Kilogramm reiner Schwefel pro Hektare, was sehr wenig ist.
Schwefel wirkt gegen Pilze, wann spritzt Du?
Etwa zwei Wochen vor der Blüte das erste Mal, dann kurz nach dem Abblühen zusammen mit einem Braunalgenpräparat das zweite Mal und dann Anfangs Juni nochmals Schwefel mit dem Algenpräparat, das den Baum zur Fruchtbildung anregt. Nachdem sich die Früchte bilden, spritze ich nichts mehr. Ich werde irgendwann vollständig auf Pestizide – auch natürliche – verzichten können.
Was braucht es noch, damit das bei Dir möglich ist?
Ich habe noch einige Apfel-Sorten im Anbau, die entweder etwas krankheitsanfällig sind, oder dann sehr unter den Veränderungen durch den Klimawandel leiden. Beispielsweise Glockenapfel, Goldparmäne und Gravensteiner. Sie machen ca. 30% meiner Tafelobsternte aus. Wenn ich diese Bäume nicht mit Schwefel spritze, gibt es davon kein Tafelobst, für Mostereizwecke reicht das aber schon. Aber wir beobachten intensiv und wissen, welche Sorten robust gegen Krankheiten und Schädlinge sind. Ich denke, in zirka 5 Jahren werde ich auch diese Bäume mit nicht-anfälligen Sorten ersetzt haben. Eine Jungpflanzung beinhaltet bereits rund 100 sehr vielversprechende Sorten.
Du brauchst kein Kupfer mehr, obwohl es ja im Biolandbau als Fungizid noch erlaubt wäre?
Auf Äpfel und Birnen gar nicht. Auf den Kirschen, abhängig vom Vorjahresbefall, spritze ich gegen Schrotschuss 50 Gramm reines Kupfer pro Hektare, das ist auch sehr wenig, aber gerne würde ich auch darauf verzichten. Ich erprobe derzeit verschiedene Kirschensorten, in der Hoffnung, einige zu finden, die nicht anfällig sind.
Der Klimawandel scheint Dir zu helfen, weniger Pestizide einzusetzen
Ja, der Regen ist heute anders verteilt als früher, und ich wähle Sorten aus, die nur wenig krankheitsanfällig sind. Bei diesen stellt der Schorf kein Problem dar. Meine Bäumchen ziehe ich selber nach, das heisst, ich habe damit Pflanzen, die an meinen Standort bestens angepasst sind. Und durch die Sortenvielfalt reduziere ich das Risiko eines totalen Ertragsausfalles oder epidemischer Krankheitsausbreitung. Andererseits bringen die deutlich höheren Temperaturen wieder neue, bisher unbekannte Krankheiten und Schädlinge ins Land (z. B. Marssonina und Blausieb). Es gibt einige Obstsorten, die mit diesen Veränderungen nicht mehr klarkommen. Apropos Klimawandel und Wasser: Der sorgsame Umgang mit Wasser ist uns ein wichtiges Anliegen. In unterirdischen Zisternen sammeln wir bis zu 100 Kubikmeter Dachwasser unserer Gebäude und decken damit den Wasserbedarf unserer Jungpflanzen. Auch das Wasser aus der Mosterei wird in Trockenperioden nochmals verwendet.
Wie schaffst du es, mit so wenig Spritzmitteln auszukommen?
Unsere Hochstammbäume sind langlebig und kräftig, sie wurzeln tief, holen sich also Wasser und Nähstoffe selbst, sie sind gesund. Den Boden habe ich seit 9 Jahren nicht mehr gedüngt. Er ist sehr aktiv, das ist wichtig für die Gesundheit der Pflanzen. Da wir nicht für den Grosshandel produzieren, können wir unsere Früchte an den Bäumen voll ausreifen lassen und unseren Kunden vollaromatisches und bekömmliches Obst anbieten. Kleine optische Makel sind überhaupt kein Problem.
Und wie hältst Du einen möglichen Befall von Insekten in Grenzen?
Durch die enorme Vielfalt sind Schadinsekten kaum ein Problem, und wenn, so beschränken sich die Ausfälle auf einzelne Sorten oder Bäume. Natürlich fördern wir Nützlinge auf verschiedenen Ebenen (Bienen, Wildbienen, Hecken, blühende Stauden, 100 Nistkästen etc.). Ich mähe die Wiesen zwischen den Bäumen gestaffelt, so hat es immer Streifen, die blühen und solche, die geerntet werden. Heu und Emd nutze ich für unsere Ziegen, verkaufe es oder nutze es als Mulch zur Bodenbelebung. Wegen der gefürchteten Kirschessigfliege bevorzuge ich frühe Sorten beim Steinobst.
Und die Gretchenfrage: lohnt sich euer Betriebskonzept für euch finanziell?
Wir sind schuldenfrei, das ist uns sehr wichtig. Ausserdem geht es uns nicht darum, möglichst viel Tafelobst zu produzieren. Was sich eignet, ernten wir für den Verkauf von Tafelobst ab Hof, das entspricht etwa einem Viertel der Ernte. Aus dem Rest produzieren wir Süssmost, und Cidre, den wir ebenfalls zu einem guten Preis verkaufen, teilweise zum Selber-Abfüllen ab Fass.
Wie hoch sind eure jährlichen Einnahmen?
Wir erzielen in guten Jahren einen maximalen Umsatz von zirka 100'000 Franken, davon sind jährlich 38'000 Franken Direktzahlungen. Diese decken die Kosten für Versicherungen, den Unterhalt der Maschinen, Amortisationen, Wasser und Strom. Wir halten die Betriebskosten möglichst tief und so reicht es gut. Durchschnittlich versteuern wir ca. 50 bis 60'000 Franken landwirtschaftliches Einkommen pro Jahr, darin inbegriffen sind die Mieteinnahmen für das Wohnhaus nebendran. In schlechten Jahren wie 2017 - da hatten wir schwere Frostschäden - müssen wir die Reserven anzapfen. Wir verkaufen unsere Äpfel ab Hof zu 2 oder 1 Franken pro Kilo – je nach «Schönheit». Jeder Mensch sollte sich Bio-Äpfel leisten können, das ist unser Credo. Und Jacques Perritaz produziert exklusiv aus unseren Äpfeln einen Cidre, der um die Welt geht - es ist momentan das «hipe» Getränk bei New Yorks Schickeria. Der «Premier Emois» wird in 19 Länder exportiert! Das ist eine Anerkennung, die mit Geld nicht aufzuwiegen ist.
Dieses wirtschaftliche Modell ist gut für euch?
Ja sicher, wir haben keine Löhne zu bezahlen, machen keine teuren Investitionen und produzieren sehr günstig. Reparaturen und Renovationen führen wir meist selbst aus. Das läuft seit vier Generationen so, seit 130 Jahren. Wir sind einfach zufrieden.
Wie sieht eure Zukunft aus?
Wir sind im Gespräch mit einem potentiellen Nachfolger - ich werde ja bald 60 – es sieht gut aus. Die Arbeit und die Freude gehen uns nicht aus - was will man mehr!
Betriebsspiegel
Auf dieser Internet-Seite hat Helmut Müller sehr viel Wissen über Hochstammobst gesammelt: www.hochstammobst.ch
Interview und Bilder: Fausta Borsani
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Dass eine sehr naturnahe, extensive Produktion von Hochstamm-Tafelobst wirtschaftlich lohnend ist, auch im Vergleich mit dem Intensiv-Obstanbau, bestätigen Zahlen der kürzlich durch die IG Kulturlandschaft initiierte und betreute Untersuchung "Wirtschaftlichkeit einer pestizidfreien Hochstamm-Obstproduktion".
René Sgier, Betriebsleiter «Hansjürg Imhof Bioprodukte» in Schwerzenbach (ZH), denkt praktisch. Er baut auf 70 Hektaren Gemüse an – ohne Pestizide. Er führt den grössten Gemüsebetrieb unter Demeter Richtlinien in der Schweiz. Einen Zauberstab hat er nicht, aber er beobachtet, denkt, wägt ab und trifft intelligente betriebswirtschaftliche Entscheide. Er erklärt ohne Ideologie, dafür mit sehr viel Sachverstand, was er sich unter einer guten Agrarpraxis vorstellt: etwa Sortenwahl, geeignete Standorte und Förderung von Nützlingen.Den Boden pflegt er so, dass er möglichst in seiner Struktur erhalten bleibt und die Lebewesen in ihm gut gedeihen können. Damit schafft er von Anfang an ein gutes Klima für gesunde Pflanzen.
Mehr lesen(VL): Herr Sgier, in der Firmenphilosophie von Imhofbio AG stehen Sätze, die auch die Motivation unseres Projektes «pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft» sehr gut beschreiben: «Der hohe Einsatz von Pestiziden und die damit verbundene gesundheitliche Gefahr für den Menschen, die Rückstände in Produkten und Boden an Pestiziden, die Resistenzbildung vieler Schadorganismen gegen Pflanzenschutzmitteln, aber auch die Marktsituation mit einer Überproduktion veranlassten uns, umzudenken …..». Können Sie die Idee der Pestizdfreiheit unterschreiben?
(René Sgier): Wir haben den ganzen Gemüsebau im 2017 von Bio auf Demeter umgestellt. Dabei war aber nicht der Gedanke an den Pestizideinsatz ausschlaggebend, sondern die allgemeinen Grundideen von Demeter, der Bodenschutz und die Bodenfruchtbarkeit. Wir haben schon vorher die meisten Kulturen praktisch nicht gespritzt. Von den Einschränkungen der strengeren Richtlinien von Demeter gegenüber Bio war ich deshalb kaum betroffen: Kupfer darf man bei Demeter nicht mehr anwenden, aber ich produziere kein Obst und keine Kartoffeln - Kulturen, in denen nach Knospe- Richtlinien Kupfer noch erlaubt ist.
War das schon immer Ihre Philosophie, ohne Pestizide auszukommen?
Pestizide waren bisher vor allem eben auch kaum nötig! Pestizide sind Notfallmassnahmen, wenn etwa im Kohl alles voll mit Läusen ist. Im letzten Jahr ist die Spritze für solche Notfälle drei- bis viermal gefahren. Und da habe ich ein erlaubtes Präparat mit Bacillus thuringiensis (Bt) gespritzt[1]. Das ist ein Bodenbakterium, das ein Eiweiss produziert, welches sehr spezifisch für die Larven der Kohleule giftig ist. So wird der Schädling eingedämmt.
Welche Kulturen produzieren Sie?
Salate, Fenchel, Weisskohl, Broccoli, Kohlraben, Tomaten, Zucchini, Schnittblumen und Kürbisse. Diese vermarkte ich mit dem Demeter-Label bei den Grossverteilern, dem Bioeinzelhandel und im Hofladen.
Welche Massnahmen ergreifen Sie, dass Sie nicht spritzen müssen?
Die Sortenwahl ist gerade bei Salaten wichtig. Der Markt verlangt nach grossen, kräftigen, gesunden Salaten. Und die Läuseresistenz ist hier eines der Hauptzuchtziele. So kommen alle paar Jahre neue Sorten heraus, die dank natürlicher Zucht resistent sind, das sind die modernen Lollo-, Batavia-, und Blattsalatsorten. Beim Fenchel, der sowieso kaum anfällig ist, ist es dasselbe. Da haben wir noch nie gespritzt.
Was muss sonst noch gegeben sein, um ohne Pestizide zu produzieren?
Die Lage, die Windrichtung, der Boden müssen für eine Kultur geeignet sein. An windoffenen Lagen, wo die Möhrenfliege keine Probleme macht, geht zum Beispiel der Karottenanbau sehr gut ohne Insektizide, wie ich in meiner Diplomarbeit nachweisen konnte.
Wo liegen die Knackpunkte?
Wir haben etwa herausgefunden, dass man Karotten am besten auf sandigen Böden, in windigen Lagen anbaut. Allgemein sind eine gute fachliche Praxis – Sortenwahl, Fruchtfolge – und ein gesunder Menschenverstand nötig. Wenn meine Nachbarn zum Beispiel Winterbegrünung mit Raps gemacht haben, werde ich meine Broccoli nicht daneben setzen, sonst habe ich mehr Probleme mit dem Rapsglanzkäfer.
Wie bestimmen Sie, wann ein Notfalleinsatz nötig ist?
Für die Bekämpfung von Kohlweisslingen etwa beobachte ich den Flug. Wenn der ganze Acker weiss von Schmetterlingen ist, dann weiss ich, dass da auch Eier gelegt werden und daraus demnächst Larven schlüpfen. Aber der Schlupf ist auch abhängig von den Nützlingen, die da auch noch sind und die ich hege und pflege. Agroscope hat einen guten Vorhersagedienst, der den Schädlingsbefall ankündigt.
Was steht Ihnen im Notfall zur Verfügung?
Natürliche Pyrethroide sind noch als Notfallmassnahme gegen Insekten erlaubt, Fungizide und Herbizide sind keine erlaubt. Da ist eine andere Denkart gefragt. Wir haben zum Beispiel bei Schnitt-Sonnenblumen das Risiko von Pilzbefall, also kalkulieren das Risiko mit und säen mehr Sonnenblumen: Wenn mal ein Satz befallen ist, so hoffen wir, dass der nächste Satz gesund bleibt und wir davon mehr verkaufen. Bisher ging das auf. Da der Demeter-Betrieb ausschliesslich im Freiland produziert, waren in den letzten Jahren Schäden vor allem wetterbedingt - wegen Hagel und Sturm. Dagegen kann man ohnehin nicht spritzen.
Wie sehen Ihre wirtschaftlichen Überlegungen aus?
Letztes Jahr hatte ich grosse Probleme im Weisskohl wegen Pilz-Erregern. Das ist bei uns eine Randkultur und darum überlege ich mir, nur noch Weisskohl zur Frischverarbeitung anzubauen und nicht mehr für die Lagerung. Denn ohne Kupfer kriege ich sie nicht gesund genug, dass sie gelagert werden könnten. Da braucht es bessere, resistentere Sorten. Früher hat man Sauerkraut gemacht und den Kohl so konserviert. Betriebswirtschaftlich gesehen ist klar: Es ist insgesamt alles etwas arbeitsaufwändiger und auch die Biopreise stehen ziemlich unter Druck. Ausserdem haben wir strenge Lieferantenvorgaben vom Handel. Aber für uns geht die Rechnung auf und wir zahlen vernüftige Schweizer Löhne nach Normvertrag. Die Personalkosten sind denn auch der grösste Kostenpunkt.
Sie schaffen es offenbar, den hohen ästhetischen und qualitativen Anforderungen der Grossverteiler und der KonsumentInnen zu genügen!
Ja, und unsere Ware wird nachgefragt und verkauft! Die Gesellschaft entscheidet schlussendlich, wieviel Schorf auf einem Apfel oder einer Kartoffel tolerierbar ist. Ich stelle diesbezüglich eine gewisse Lockerung fest, weil die Menschen von Pestiziden und dessen Risiko genug haben und bereit sind, ein klein wenig Schorf zu übersehen.
Junge Brokkolipflanzen
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[1] In der Definition im Pestizid-Reduktionsplan Schweiz (2016, S. 6) gilt Bt nicht als Pestizid sondern als nicht toxisches, für die Umwelt unproblematisches Pflanzenschutzmittel.
Bio mag immer "konventioneller" werden. Aber Bio wird auch vielfältiger. Immer mehr Biobetriebe gehen heute weit über die Anforderungen des "gewöhnlichen" Biolandbaus hinaus. Wohin das führen kann, zeigt der Gemüsebaubetrieb von Roger Gündel. Seine Form von Landwirtschaft unterscheidet sich mehr vom Biolandbau als Bio von der konventionellen Anbauweise. Sein "Bio+" zeigt eindrücklich, welches Potenzial in einer natur- und standortgemässen Landwirtschaft steckt.
Im Rahmen des Projektes «Pestizidfreie Tafelobstproduktion auf Hochstammbäumen» der IG Kulturlandschaft untersuchte ein Maturand die Wirtschaftlichkeit verschiedener Obst-Produktionssysteme. Zudem befragte er KonsumentInnen zur Akzeptanz von ungespritztem Tafelobst. Die Hochstamm-Tafelobstproduktion erweist sich erstaunlicherweise als viel rentabler als diejenige im Intensivanbau. Selbst wenn die Früchte zum Grosshandelspreis verkauft würden, wäre der Verdienst beim Hochstamm-Anbau höher. Mindestens ein Drittel der gegenwärtigen Tafelobstproduktion der Schweiz könnte so produziert werden. Die befragten KonsumentInnen stehen der pestizidfreien Produktion sehr interessiert gegenüber und sind bereit, mehr zu bezahlen. Kleine Makel an den Früchten sind kein Problem, wenn die KundInnen um die pestizidfreie Produktion wissen. Fast alle Befragten wünschen sich eine verbesserte Information zu den Produktionsbedingungen.
>> Zur Studie "Wirtschaftlichkeit einer pestizidfreien Hochstamm-Obstproduktion" (pdf)