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Der ÖLN ist eine durchzogene Erfolgsgeschichte

Der Ökologische Leistungsnachweis (ÖLN) gilt als eine der zentralen Errungenschaften der Agrarreform von 1996. Der ÖLN ist Voraussetzung für den Bezug von Direktzahlungen und sollte die gute fachliche Praxis und die Einhaltung der Gesetze sicherstellen. Doch ein mangelhafter Vollzug, ungenügende Kontrollen und eine schleichende Aufweichung vieler Anforderungen führten dazu, dass bis heute wichtige gesetzliche Mindeststandards verletzt und keines der gesetzten landwirtschaftlichen Umweltziele erreicht werden konnten. Grundlegende Nachbesserungen sind unumgänglich, wenn der ÖLN das werden soll, was mit ihm vor 20 Jahren verspochen wurde: Ein Gesellschaftsvertrag, welcher eine nachhaltige Landwirtschaft sicherstellt.
Eigentlich ist die Einhaltung der Gesetze und der guten fachlichen Praxis noch keine Leistung, sondern müssten selbstverständlich sein. Insofern ist das Wort "Leistungsnachweis" etwas hoch gegriffen. Geradezu unlauter erscheint aber die Begriffswahl, wenn der ÖLN in der heutigen Ausprägung genauer durchleuchtet wird. Denn in wichtigen Bereichen wie bei der Biodiversität, bei den Pestiziden oder beim nachhaltigen Einsatz der Hofdünger kann der ÖLN nicht einmal die Einhaltung der relevanten Gesetze sicherstellen. Damit wären die verfassungsgemässen Voraussetzungen, dass überhaupt Direktzahlungen ausbezahlt werden können, heute gar nicht erfüllt.

Vision Landwirtschaft setzt sich dafür ein, dass der ÖLN bei der nächsten Agrarreform endlich zu einem tatsächlichen Leistungsnachweis gemacht wird. Der ÖLN-Standards müssen grundlegend überarbeitet und ihr Vollzug massiv verbessert werden. Ziel muss es sein, dass die Agrarpolitik mit dem zentralen Instrument des ÖLN die Schweizer Landwirtschaft wirksam unterstützt, die gesetzlichen Anforderungen einzuhalten und umweltgemäss zu produzieren.

Was über diese gesetzliche Basis hinausgeht, ist eine Leistung und soll mit Direktzahlungen abgegolten werden. Dies ist der Gesellschaftsvertrag, welcher der Schweizer Agrarpolitik zugrundeliegt und mit welchem die hohen Zahlungen an die Landwirtschaft gerechtfertigt werden. Und er ist zugleich die Basis einer Schweizer Qualitätsstrategie, welche sich durch tatsächliche Mehrwerte gegenüber der ausländischen Produktion auszeichnet.

Nach 20 weitgehend verlorenen Jahren müssen die Versprechen des ÖLN nun endlich eingelöst werden.
Beiträge zum Thema
16.5. 2021

Landwirtschaft und Umwelt in den Kantonen

Landwirtschaft und Umwelt in den Kantonen

Gut ein Drittel der Schweizer Landesfläche wird landwirtschaftlich genutzt. Ohne das  Sömmerungsgebiet (Alpweiden) entspricht die Fläche ziemlich genau ein Viertel der Landesfläche – 1 Million Hektaren. Wie diese Flächen genutzt werden, hat grosse Auswirkungen auf die Umwelt – die Luft, die Oberflächengewässer, das Grundwasser, die Landschaft und die Biodiversität – auch weit über die Landwirtschaftsflächen hinaus. 

Dadurch bestimmt die Landwirtschaft die Umwelt von uns allen. Wir können im Laden zwar zwischen Bio- oder anderen Produkt-Segmenten wählen, aber die von der Landwirtschaft geprägte Umwelt konsumieren wir gemeinsam. Niemand kann sich ihr  entziehen, und sie ist für unsere Gesundheit und unser Wohlbefinden wichtig.

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VISION LANDWIRTSCHAFT / NEWSLETTER 16.8. 2017

Landwirtschaftlicher Gesetzesvollzug: Kultur des Wegschauens

(VL) Die misshandelten Tiere auf dem Bauernhof im thurgauischen Hefenhofen haben schweizweit Empörung ausgelöst. Der Fall hinterlässt einen bitteren Nachgeschmack. Denn er macht deutlich, dass oft erst dann gehandelt, wenn der öffentliche Druck zu gross wird – selbst im Tierschutzbereich, wo der Vollzug noch am besten funktioniert. Das Wegschauen beim Gesetzesvollzug hat im Schweizer Landwirtschaftssystem Tradition. Das ist Gift für sein höchstes Gut: Das Vertrauen der Konsumenten und Steuerzahler.

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SONNTAGSBLICK / KASSENSTURZ / 4.6. 2017

Wildwuchs beim Pestizideinsatz in der Schweiz

Selbst die largen Schweizer Vorschriften zum Pestizideinsatz werden hierzulande grossflächig missachtet. Dies haben Recherchen von Vision Landwirtschaft  im Zuge der Vorarbeiten zum Pestizid-Reduktionsplan Schweiz ergeben.

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BLW / WISSENSCHAFTLICHE ARTIKEL 25.2. 2016

Belastung mineralisch gedüngter Böden mit Schadelementen

Forscher haben 400 Bodenproben analysiert und gezeigt, dass oft zu viele Schadstoffe über phosphorhaltige Mineraldünger (vor allem Arsen, Cadmium, Blei und Uran) in Ackerböden eingetragen werden. Dabei wurden auch das Anreicherungsrisiko und die Schadstofffrachten untersucht.

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VISION LANDWIRTSCHAFT / NEWSLETTER 1.3. 2015

Hofportrait: "Bio+"-Gemüsebaubetrieb Birchhof

Hofportrait:

Bio mag immer "konventioneller" werden. Aber Bio wird auch vielfältiger. Immer mehr Biobetriebe gehen heute weit über die Anforderungen des "gewöhnlichen" Biolandbaus hinaus. Wohin das führen kann, zeigt der Gemüsebaubetrieb von Roger Gündel. Seine Form von Landwirtschaft unterscheidet sich mehr vom Biolandbau als Bio von der konventionellen Anbauweise. Sein "Bio+" zeigt eindrücklich, welches Potenzial in einer natur- und standortgemässen Landwirtschaft steckt.

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HEINRICH-BÖLL-STIFTUNG, IASS, BUND, LE MONDE DIPLOMATIQUE / BUCH 8.1. 2015

Bodenatlas 2015: Land und Böden als Grundlage der Nahrungsmittelproduktion

Zum internationalen Jahr des Bodens präsentiert der Bodenatlas 2015 eine Fülle informativer Daten, Grafiken und Fakten zur Bedeutung, Nutzung und zum Zustand von Land, Böden und Agrarflächen in Deutschland, Europa und weltweit.

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VISION LANDWIRTSCHAFT / NEWSLETTER 7.7. 2014

"Blühstreifen" als neues Ökoelement für die Schweizer Landwirtschaft? Wirtschaftliche Interessen mit grünem Deckmantel

Selten sind sich die Experten so einig: Die vom Bundesamt für Landwirtschaft vorgeschlagenen "Blühstreifen" als neues Element für den ökologischen Ausgleich schaden der Artenvielfalt im Ackerbaugebiet mehr als dass sie ihr nützen. Dennoch hält der Bund an den Blühstreifen fest. Hintergründe eines Schildbürgerstreichs.

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VISION LANDWIRTSCHAFT / BUCH 1.1. 2011

Das Weissbuch zur Landwirtschaft

Das Weissbuch zur Landwirtschaft
Cover Weissbuch

Das 2010 von Vison Landwirtschaft herausgegebene "Weissbuch Landwirtschaft Schweiz" legte einen entscheidenden Grundstein für die wieder in Gang gekommenen Reformbemühungen der Schweizer Landwirtschaftspolitik. Die erste Auflage des Buches war innert weniger Monate ausverkauft. Die zweite Auflage ist hier erhältlich.

Die Anfangs der 1990er Jahre auf Druck verschiedener Volksinitiativen eingeleitete Agrarreform kam während zwei Jahrzehnten kaum vom Fleck. Der Grossteil der damals eingeführten agrarpolitischen Instrumente wurden den damals gesetzten Zielen und dem neuen landwirtschaftlichen Verfassungsartikel von 1996 nicht gerecht. Öffentliche Mittel in Milliardenhöhe wurden nicht verfassungskonform eingesetzt und schadeten der Zukunftsfähigkeit, der Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit der Schweizer Landwirtschaft in unverantwortlicher Weise.

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