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14.2. 2017

Futtermittelimporte hinterlassen irreversible Umweltschäden

Wenn die Nutztiere im grossen Stil nicht mehr dort gehalten werden, wo ihr Futter wächst, entstehen vielfältig Umweltprobleme. Die Schweizer Landwirtschaft ist bei dieser Entwicklung ganz vorne mit dabei.

Exportieren Höfe oder Produktionsregionen Tierfutter im grossen Stil und sind keine Tiere mehr vorhanden, die Hofdüger zurück in den Boden bringen, entsteht im Boden ein Nährstoffmangel, der durch Kunstdünger wieder ausgeglichen werden muss. Dabei nimmt der Humusgehalt und die Fruchtbarkeit der Böden ab, weil im Kunstdünger im Gegensatz zum Hofdünger der organische Anteil fehlt.

Und in der Schweiz, wo immer grössere Mengen an Futtermitteln auf die Bauernhöfe importiert werden (Abb. 1), entstehen entsprechende Nährstoffüberschüsse. Millionen von Kubikmetern Gülle werden heute grossräumig herumtransportiert. Die Abnahme von Gülle von Betrieben mit zu hohen Tierbeständen ist zu einem guten Geschäft geworden. Überschüssiger Hühnermist wird aus der Schweiz selbst bis nach Norddeutschland exportiert.

Doch das grösste Problem für die Umwelt sind nicht die Nährstoffüberschüsse, sondern das Ammoniak, welches durch die überhöhten Tierbestände in die Luft entweicht. Die Schweiz (ein Alpenland) gehört weltweit zu den Ländern mit den höchsten Ammoniakemissionen pro Fläche (Abb. 2). Die Emissionen liegen ein Mehrfaches über dem umweltverträglichen Mass, so dass empfindliche Ökosysteme wie Wälder, Hochmoore oder artenreiche Trockenwiesen fast überall in den tieferen Lagen der Schweiz irreversibel geschädigt werden und trotz aller Naturschutzbemühungen immer mehr ihrer Artenvielfalt verlieren. Seit bald 20 Jahren emittiert die Schweizer Landwirtschaft fast doppelt so viel Ammoniak in die Umwelt wie gemäss Umweltgesetzgebung zulässig. Auch die millionenschweren Bundesprogramme, mit welchen emissionsmindernde Verfahren finanziert wurden, haben kaum Entlastung gebracht. Denn jede Verbesserung wirde gleich durch die von den Kantonen à discrétion neu bewilligten Stallkapazitäten wieder zunichtegemacht. Damit nehmen Bund und Kantone seit vielen Jahren hin, dass das Umweltschutzgesetz und internationale Vereinbarungen verletzt werden.

Treibende Kraft hinter der Entwicklung sind finanzielle Interessen einer weit gefächerten landwirtschaftsnahen Industrie, insbesondere der Futtermittelbranche. Über redaktionelle Artikel in den Landwirtschaftsmedien (>> Beispiel Bauernzeitung), Gratisberatungen von Bauern bis hin zur Erstellung von fixfertigen Stallbauprojekten betreibt sie eine aktive Förderung neuer Stallbauten und damit langfristiger zusätzlicher Absatzkanäle.

Die Landwirtschaftspolitik kommt nicht darum herum, das gravierende Problem der überhöhten Tierbestände in den nächsten Jahren engagiert anzugehen. Vorschläge sind auf dem Tisch.

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