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VISION LANDWIRTSCHAFT / STELLUNGNAHME 27.1. 2015

Tierproduktion: Zunahme antibiotikaresistenter Keime soll mit Verordnungsanpassung entschärft werden

"Die weltweite Zunahme von Resistenzen gegen Antibiotika bei Bakterien ist zu einer ernstzunehmenden Gefahr für die öffentliche Gesundheit geworden... 2013 wurden in der Veterinärmedizin im Nutztiersektor knapp 53 Tonnen antibiotische Wirkstoffe eingesetzt. Um die Wirksamkeit und Qualität der antimikrobiellen Therapien bei Mensch und Tier langfristig zu erhalten und die Entstehung und Ausbreitung von Resistenzen gegen Antibiotika effizient und nachhaltig zu vermindern, muss der fachgerechte Einsatz von antibiotikahaltigen Arzneimitteln auch in der Tiermedizin optimiert werden."

Das schreibt das Bundesamt für Gesundheit im erläuternden Bericht zum Entwurf der Tierarzneimittelverordnung TAMV, welcher am 22. Dezember 2014 in die Anhörung gegeben wurde. 

Wer diesen Entwurf nach wirkungsvollen Ansätzen durchforstet, mit denen die Probleme entschärft werden sollen, wird jedoch nicht fündig. Der Verordnungsentwurf beschränkt sich im Wesentlichen darauf, dass zusätzliche Daten erhoben werden sollen - ohne zu definieren, was daraus gemacht wird, so dass dieser Passus von vornherein auf eine Alibiübung hin ausgelegt ist - , und dass in gewissem Umfang Medikamentenabgabe auf Vorrat nicht mehr praktiziert werden darf. 

Die hauptsächliche Ursache zunehmender Resistenzbildungen, nämlich der massive präventive Antibiotikaeinsatz, der bei vielen Tierhaltungssystemen quasi systemimmanent dazu gehört, und die derzeitige Black Box, dass niemand weiss, wo wann warum welche und wieviele Antibiotika in der Tiermedizin eingesetzt werden, werden mit dem Verordnungsentwurf umschifft. Die Handschrift der "produzierenden Branche" ist unübersehbar. Mit der vorliegenden Verordnung würde geradezu sichergestellt, dass sich nichts ändern muss, ausser dass der bürokratische Aufwand weiter aufgebläht wird. Vision Landwirtschaft fordert in ihrer Stellungnahme substanzielle Anpassungen.