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23.11. 2021

Pestizidstatistik 2020 des Bundes – genauer hinschauen lohnt sich

Pestizidstatistik 2020 des Bundes –  genauer hinschauen lohnt sich

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die Verkaufsstatistik von Pflanzenschutzmitteln (PSM) für den Zeitraum von 2008 bis 2020 veröffentlicht. Die Gesamtverkaufsmenge sinkt weiter seit 2013. Das ist vordergründig erfreulich und zeigt, dass sich die gute Entwicklung fortsetzt.
Trotz der positiven Entwicklung bleiben die verkauften Mengen der besonders gefährlichen Wirkstoffe seit Jahren gleich. Dabei will gerade hier das BLW mit dem Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel einen Rückgang bewirken. 

Auf den ersten Blick mögen die Verkaufszahlen der Pestizide im Jahr 2020 gut auszusehen, doch es lohnt sich, genauer hinzuschauen.

  • Die Menge der verwendeten Pestizide gibt bekanntlich keinen direkten Hinweis auf ihr Risikopotenzial. So ist beispielsweise das Verkaufsvolumen von Pestizid-Wirkstoffen mit grossem Risikopotenzial in den letzten Jahren auf gleich hohem Niveau geblieben. Die Wirkstoffe haben teilweise bereits in sehr kleinen Konzentrationen negative Auswirkungen auf unseren Hormonhaushalt und/oder können die Umwelt stark beeinträchtigen. Besonders Insektizide sind in den letzten 30 Jahren für Nichtzielorganismen um ein Vielfaches gefährlicher geworden. So sind teilweise neue Insektizide bereits in sehr geringen Konzentrationen von ein paar wenigen Milliardstel für Honigbienen und Wasserinsekten giftig.
  • Der Absatz von Insektiziden ist im langfristigen Vergleich nicht zurückgegangen, denn  Insektizide werden in der Schweizer Landwirtschaft sehr häufig eingesetzt.
  • Auffallend bei den publizierten Daten ist auch die Absatzsteigerung von 22 Tonnen seit 2019 auf 89 Tonnen im Jahr 2020 für das Fungizid Mancozeb, das wegen seiner hormonschädigenden Eigenschaften für uns Menschen sehr bedenklich ist. Die EU hat die Verwendung des Wirkstoffes Mancozeb im Oktober 2020 untersagt und die Marktzulassung entzogen. Entsprechend wurde auch in der Schweiz die Bewilligung für diesen gesundheitsschädigenden Wirkstoff entzogen. Die Krux daran ist, dass die Aufbrauchsfrist per  04.01.2022 festgesetzt wurde und die Lagerbestände nun aufgebraucht werden. 


Aussagekräftigere Daten sind dringend nötig

Um die tatsächlichen Risiken für die Umwelt und die menschliche Gesundheit besser abschätzen zu können, braucht es dringend transparente Daten über den detaillierten Einsatz von Pestiziden in der Schweizer Landwirtschaft. Denn die Landwirte können auch auf gelagerte Stoffe zurückgreifen und auch die Witterung hat einen grossen Einfluss auf den allgemeinen Pestizideinsatz in der Landwirtschaft. Dementsprechend kann davon ausgegangen werden, dass das kühle und nasse Jahr 2021 tendenziell einen höheren Pestizideinsatz mit sich brachte als andere Jahre.

Doch um dies fundiert beurteilen zu können, braucht es genaue Daten über den Pestizidverbrauch, nach dem Vorbild von Kalifornien oder Dänemark. Auch in der EU gibt es Bestrebungen, diese teilweise bereits erhobenen Daten zum Pestizideinsatz besser zu nutzen, um Mensch und Umwelt  vor negativen Auswirkungen zu schützen.

>> Zur Medienmitteilung des BLW