Gestern veröffentlichte das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) die Statistik für den Verkauf von Pflanzenschutzmitteln im Zeitraum von 2008 bis 2016. Insgesamt sind die vermarkteten Mengen seit 2008 nahezu unverändert hoch bei rund 2200 Tonnen pro Jahr. Schätzungsweise 85 bis 90 Prozent davon werden in der Landwirtschaft ausgebracht. Im Durchschnitt macht dies pro Jahr mehr als 7 Kilogramm pro Hektare Ackerland, Gemüse-, Obst- und Weinbau[1]. Auffallend ist, dass es immer noch nicht möglich ist zu wissen, wohin welche Menge dieser Gifte hingeht. Erfasst werden lediglich die Verkaufszahlen, nicht aber die ausgebrachten Mengen. Die Pestizidanwendung in der Schweiz ist leider immer noch weitgehend eine Blackbox. Wann, wo und wieviel Gift auf Pflanzen, Insekten und andere Lebewesen in Wasser, Boden und Luft kommt, weiss niemand.
Positiv ist zu werten, dass weniger Herbizide verkauft wurden und Landwirte offenbar vermehrt auf mechanische Unkrautbekämpfung setzen. Das wiederum zeigt, dass eine Pestizidreduktion sehr wohl möglich ist. Trotzdem ist das umstrittene Herbizid Glyphosat auf Platz drei der meistverkauften Pestizide! In dieser Rangliste befindet sich auch das Fungizid Captan, welches im Obstbau eingesetzt wird. Captan wird unter anderem bis drei Wochen vor dem Erntetermin gegen Lagerfäule eingesetzt. Captan ist vermutlich karzinogen, kann allergische Hautreaktionen verursachen, verursacht schwere Augenreizung und ist sehr giftig für Wasserorganismen.
Wenn jemand in der Schweiz 50 Kilo konventionell angebaute Äpfel pro Jahr isst, nimmt sie oder er in Kauf, dass gleichzeitig 13 Gramm Captan auf die Äpfel und in die Umwelt kommen. Wissen und wollen das KonsumentInnen wirklich?
>> Zur Medienmitteilung des Bundesamtes für Landwirtschaft
[1] Pestizid-Reduktionsplan Schweiz