Startseite / Themen / Pestizide / Neonikotinoid-Insektizide verursachen Umweltdesaster
VISION LANDWIRTSCHAFT / KOMMENTAR 9.7. 2014

Neonikotinoid-Insektizide verursachen Umweltdesaster

Neonikotinoid-Insektizide verursachen Umweltdesaster
Nur 5% des eingesetzten Neonikotinoid-Giftes schützt effektiv die Pflanzen, der Rest gelangt auf vielfältigen Wegen in die Umwelt und schädigt die Ökosysteme in der weiteren Umgebung. Quelle: Goulson/Nature, 2014.

Neonikotinoide sind hochwirksame, aber unspezifisch wirkende Insektizide. Sie werden auch in der Schweizer Landwirtschaft in vielen Kulturen grossflächig eingesetzt, insbesondere im Raps, Getreide, in der Gemüseproduktion und im Obstbau. Bereits unvorstellbar geringe Mengen genügen, um das Nervensystem von Insekten letal zu schädigen. 
Hinweise mehren sich, dass der breite Einsatz von Neonikotinoiden in der Landwirtschaft nicht nur - wie in den letzten Monaten viel diskutiert - den Bienen zusetzt, sondern zu einem drastischen Rückgang der Insektenpopulationen insgesamt in der Ackerbaulandschaft führt. Dadurch wird die ganze Nahrungsmittelkette in Mitleidenschaft gezogen. Der Grund liegt darin, dass die Neonikotinoide relativ gut wasserlöslich sind und sich nur langsam abbauen. Lediglich 5% des Pestizids bleibt im Durchschnitt dort, wo es wirken soll - nämlich auf oder in den angebauten Pflanzen - der Rest gelangt in die Böden, in die Gewässer und in die Luft und vergiftet grossflächig die Ökosysteme (s. Abb. unten). 

Gemäss einer aktuellen Untersuchung, welche in der Wissenschaftszeitschrift "Nature" publiziert wurde, nehmen Populationen von insektenfressenden Vögeln bereits bei Konzentrationen in Oberflächengewässern von lediglich 20 Nanogramm Imidacloprid, eines verbreitet eingesetzten Neonikotioniods, jährlich um 3,5% ab. Der Grenzwert gemäss gegenwärtiger Umweltgesetzgebung in der Schweiz liegt bei 100 Nanogramm pro Liter. 

Der Grund für den Rückgang der Vogelpopulationen sind nicht Vergiftungserscheinungen, sondern die fehlende Insektennahrung. Im Kommentar der Zeitschrift Nature wird eine Parallele gezogen zwischen dem Umweltdesaster durch das Insektizid DDT, das in den 1950er und 1960er Jahren grossflächig eingesetzt wurde, und dem heutigen Einsatz von Neonikotinoiden. 

Ein rasches, vollständiges Verbot der besonders heimtückischen Neonikotinoid-Insektizide durch den Bund ist aus Sicht von Vision Landwirtschaft dringend und unumgänglich. Wir fordern darüber hinaus verantwortungsvolle Landwirte auf, freiwillig auf das Gift zu verzichten. Ebenso sind Verarbeiter und der Handel gefordert, konsequent nur noch Produktionsweisen zu berücksichtigen, die ohne den Einsatz von Neonikotinoiden ihre Kulturen anbauen. Dazu gehört das IP-Suisse und das Bio-Label. Beide zeigen, dass eine nachhaltige, produktive Landwirtschaft auch ohne solche problematischen Gifte möglich ist.