Im vergangenen Jahr hatte die Forschungsanstalt Agroscope eine Studie zur Umweltbilanz der Trinkwasserinitiative (TWI) veröffentlicht. Die Forschungsanstalt kam darin zum Schluss, dass die TWI die Umweltbelastung erhöht. Das Resultat beruhte allerdings auf verschiedenen fragwürdigen Annahmen.*
Nun legt Agroscope eine weitere Studie zum Thema vor, die einen Teil der Kritik an der früheren Studie aufnimmt. Sie untersucht die Umweltbilanz von Mehrimporten, wenn dabei besonders problematische Importe vermindert und wenn Nahrungsmittelabfälle vermieden werden. Die Analysen bestätigen grundsätzlich, dass die Umweltbilanz von Mehrimporten stark von der Herkunft der Importe abhängt.
*Fehlende Berücksichtigung von ohnehin notwendigen Anpassungen durch offizielle Ziele und Verpflichtungen im Bereich Umwelt, Klima, Foodwaste, nachhaltige Importe; zudem fragwürdige Annahmen und grosse Unsicherheiten bei den Umweltauswirkungen im Ausland.
Die Szenarien der Studie (Restriktionen bei den Herkunftsländern/Produkten) wurden allerdings so gewählt, dass weiterhin in grossem Umfang umweltschädigende Produkte in die Schweiz gelangen. Beispielsweise werden Importe, für die in den Herkunftsländern Wälder abgeholzt werden, nicht einmal halbiert. Problematische Annahmen zu den Umweltwirkungen im Ausland wurden aus der Vorgängerstudie unverändert übernommen.
Dass diese Szenarien und Annahmen eine negative Umweltbilanz von Mehrimporten ergeben, ist wenig erstaunlich. In den Schlussfolgerungen der Studie beschränken sich die AutorInnen aber nicht auf Aussagen zu den untersuchten Szenarien und Annahmen. Sie schreiben ganz allgemein, dass Mehrimporte die Umweltbilanz verschlechtern und gezielte Importe nichts daran ändern. Diese zentrale Schlussfolgerung greift weit über das hinaus, was die Analysen zeigen. Die Studie weist auch weitere gravierende Mängel auf.
Fazit: Die Agroscope nimmt die Kritik an der früheren Studie nur halbherzig auf und opfert ihre wissenschaftliche Glaubwürdigkeit zugunsten politisch erwünschter Schlussfolgerungen. In der Diskrepanz zwischen Analyse und Schlussfolgerung offenbart sich einmal mehr der Rollenkonflikt der Agroscope als wissenschaftliches Forschungsinstitut und Teil der Bundesverwaltung.