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STELLUNGNAHME 24.1. 2024

Bauernproteste oder partizipative Agrarpolitik?

Bauernproteste oder partizipative Agrarpolitik?

Die Bauernproteste in Deutschland geben auch Anlass, uns darüber Gedanken zu machen, was nötig ist, damit es nicht zu solchen Protesten kommt. Wichtig scheint, dass Diskussionsräume zwischen Landwirtschaft, Konsum, Umweltschutz, Politik und Wissenschaft gut gepflegt werden. Die zwanzig Mitgliedorganisationen der Agrarallianz – darunter auch Vision Landwirtschaft – beweisen immer wieder, dass konstruktiver Dialog auch mit unterschiedlichen Perspektiven möglich ist. Der Bundesrat hat nach der Sistierung der Agrarpolitik 2022+ mit seinem Bericht die Grundlage für die nächste agrarpolitische Reform geschaffen. Die Agrarallianz hat den Bericht zur zukünftigen Ausrichtung der der Agrarpolitik eingehend geprüft, ihn diskutiert und bearbeitet.  Gerade auch mit Blick auf die Bauernproteste in unserem Nachbarland.

Eindrücklich ist, dass diese zwanzig Organisationen auch eine klare gemeinsame Vision für die Agrarpolitik entwickeln und definieren konnten: Die Schweizer Land- und Ernährungswirtschaft stellt Ernährungssicherheit durch Nachhaltigkeit und Resilienz vom Feld bis auf den Teller her. Für die Weiterentwicklung der Agrarpolitik schlägt die Agrarallianz eine Systemänderung vor. Drei Schwerpunkte sollen dabei im Vordergrund stehen: Die Förderung gesamtbetrieblicher Systemansätze, die Weiterentwicklung der Qualitätsstrategie und die Schaffung von Kostenwahrheit.

Mit dem Fokus auf diese drei Bereiche kann ein grosser Teil der skizzierten Zielbilder erreicht werden. Damit die Umsetzung gelingt, muss das Regelwerk vereinfacht und die Selbstverantwortung der Marktakteure gestärkt werden. Die Ausrichtung auf den Konsum gesunder Lebensmittel, auf hohe Tierwohlstandards und eine möglichst umweltverträgliche Produktion und die faire Entschädigung der Marktpartner stehen im Zentrum der Bestrebungen.

Die Agrarallianz bringt sich auch in der laufenden Arbeit in der Begleitgruppe zur AP 30+ ein. Denn als Allianz mit 20 Organisationen aus Landwirtschaft, Konsum, Umweltschutz und Wissenschaft besteht da viel Wissen und Übung darin, verschiedene Perspektiven konstruktiv zu diskutieren. Der Prozess, der vom BLW gestartet wurde, um diese wichtige Aufgabe umzusetzen, stimmt zuversichtlich, weil er Möglichkeiten bringt, verschiedene Organisationen und Perspektiven an einen Tisch zu bringen. Es ist höchste Zeit für eine konsequente Neuausrichtung sowohl des Direktzahlungssystems als auch der gesamten Agrarpolitik. Die ersten Informationen bezüglich der AP30+ stimmen zuversichtlich, dass dieser Wandel hin zu einer umfassenden Ernährungspolitik gelingen kann. Es braucht nun aber ein klares Bekenntnis der gesamten Wertschöpfungskette und auch aller beteiligten Bundesämter sowie der gewählten Volksvertreter:innen, diesen wichtigen Wandel mitzutragen. Dies ist nicht nur für das Klima und die Biodiversität match-entscheidend, sondern auch für viele soziale und wirtschaftliche Herausforderungen, welche die Schweizer Landwirtschaft hat. Besser wir gehen diese Herausforderungen nun an und suchen Lösungen, anstatt dass wir weiter den Stillstand bewirtschaften und dadurch die Probleme noch grösser werden lassen.

Das ganze Konzept zur Agrarpolitik 2030 der Agrarallianz ist hier zu lesen: https://www.agrarallianz.ch/thema/agrarpolitik-2030/

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