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2.7. 2019

"Bauern sind heute im Prinzip Staatsangestellte"

Was steckt alles in den Nahrungsmitteln, die wir täglich konsumieren? Können Bauern damit heute noch Geld verdienen? Was ist der Preis für den Einsatz von Pestiziden und ist Bio wirklich ganz unbedenklich?

Andreas Bosshard, Bauer und Agrarökologe gibt Antworten auf Fragen rund um die heutige intensive landwirtschaftliche Produktion und deren Wirtschaftlichkeit.

>> Zum Interview im "Doppelpunkt"


Die Direktzahlungen des Staates sind in der Schweiz seit einigen Jahren höher als das landwirtschaftliche Einkommen. Das bedeutet: Trotz der staatlich gestützten Preise verdienen Landwirtinnen und Landwirte in der Schweiz also kein Geld mehr mit der Nahrungsmittelproduktion. Zu hoch sind die Kosten für all die Vorleistungen einer zu intensiven Produktion. Aufgrund einer verfehlten Agrarpolitik sind die Bauern de facto zu Staatsangestellten geworden.

Wer heute an der Landwirtschaft Geld verdient ist die Agroindustrie, und dies immer üppiger. Sie verkauft sehr erfolgreich Pestizide, Dünger, Futtermittel, neue Traktoren und Melkroboter. Ihre Umsätze und Gewinne steigen Jahr für Jahr. "Berater" der Agrofirmen tauchen mit tollen Angeboten auf dem Betrieb auf, wenn der Landwirt vom Staat die Direktzahlungen auf sein Konto überwiesen bekommen hat und kurbeln damit eine Negativspirale an.

Beispiel Kraftfutter. Die von der Industrie gepushte Fütterung mit Kraftfutter ist nicht nur teurer als die Milchproduktion aus Weidegras, sondern auch noch viel umweltschädlicher. Der steigende Kraftfuttereinsatz der vergangenen Jahre führte  in der Milchproduktion zu Überschüssen. Der Milchpreis ist deshalb rasch in den Keller gesackt. Die Industrie jedoch verdient doppelt: Sie verkauft Kraftfutter (und weitere Hilfsstoffe) und kommt so erst noch zu billigerer Milch.

Die Agrarpolitik muss einen Kurswechsel einschlagen, um von einer umweltzerstörenden, für die Bauernfamilien unrentablen, frustrierenden, umweltschädlichen Landwirtschaft hin zu einer ressourcenschonenden, wieder kostengünstigeren Nahrungsmittelproduktion zu gelangen, in welcher die Bäuerin und der Bauer ihr Geld mit der Produktion aus dem eigenen Boden verdient statt am Tropf der Direktzahlungen zu hängen.