Das Anliegen trifft einen Nerv in der Bevölkerung: Für ihre Trinkwasserinitiative hat Franziska Herren mit einem kleinen Team und praktisch ohne Unterstützung grösserer Organisationen in kürzester Zeit über 100'000 Unterschriften gesammelt. Kaum jemand hätte das für möglich gehalten. Bereits Mitte Januar sollen die Unterschriftenbögen im Bundeshaus eingereicht werden. Die Initiative hat es in sich.
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Geld soll es gemäss Initiativtext nur noch geben für Landwirtschaftsbetriebe, die keine Pestizide mehr in die Umwelt ausbringen, ihre Tiere mit eigenem Futter ernähren und nicht mehr prophylaktisch Antibiotika einsetzen. Die Trinkwasserinitiative verbietet damit nichts, will aber die öffentlichen Gelder anders lenken und die Agrarpolitik mit diesen drei grundlegenden Hebeln auf einfache Art zwingen, das zu tun, was sie seit Jahrzehnten verspricht aber nicht hält – nämlich mit öffentlichen Geldern eine Landwirtschaft zu fördern, welche ihre eigenen Lebensgrundlagen erhält.
Kaum eine andere Initiative hat in einem so frühen Stadium so viel Medienecho ausgelöst wie die Trinkwasserinitiative. In Online-Umfragen erhält sie rekordhohe Zustimmungsraten. Und wer die Online-Kommentare zu den Medienbeiträgen liest, bekommt definitiv den Eindruck, dass der Unmut über die heutige Agrarpolitik sich bereits tief in die Bevölkerung eingefressen hat.
Vision Landwirtschaft unterstützt die Anliegen der Initiative, auch wenn viele Fragen zu ihren Auswirkungen und zu ihrer konkreten Umsetzung noch offen sind. Beispielsweise wieviele Betriebe wieviel anpassen müssten, was die Auswirkungen auf die Produktion, die Ernährungssicherheit oder zusätzliche Importe sind, oder welche Bedeutung die Initiative auf die Konsumentenpreise hätte.
Solche Fragen zu klären ist für eine sachliche Diskussion unumgänglich. Vision Landwirtschaft will mit eigenen Recherchen aktiv dazu beitragen. Wir erachten die Initiative als äusserst wichtig. Sie erzeugt den nötigen Druck, dass sich die Agrarreform 2022 in die auch von VL angestrebte Richtung bewegt. Denn die Debatte zur Trinkwasserinitiative wird genau in der Zeit geführt werden, in der die AP 22+ in Verwaltung und Parlament ausgearbeitet wird. Die AP 22+ wird dadurch zwangsläufig zum Gegenvorschlag zur Initiative – ob sie es will oder nicht. Wenn in der AP 22+ nicht weitgehende Schritte in Richtung mehr Ökologie, zu einem effizienteren Mitteleinsatz, für eine bessere Unterstützung der kleineren, vielfältigen Betriebe und zu einer nachhaltigeren, besser an der Wertschöpfung und Qualität orientierten Produktion getan werden, ist das direkt Wasser auf die Mühle der Initiative.
Hinter der Intiative steht mit Franziska Herren eine Einzelperson, die für ihre Überzeugung einen enormen Einsatz leistet. Was sind ihre Überlegungen und Motive?
Diese kommen in einem ausführlichen Interview im "Schweizer Bauer" zur Sprache. Franziska Herren handelt als besorgte Bürgerin, die nicht mehr bereit ist, eine umweltzerstörende Landwirtschaft mit Milliarden an Steuergeldern weiter in Richtung Industrialisierung zu pushen. Sie spricht damit offensichtlich sehr vielen Konsumenten und Bürgerinnen aus dem Herzen.
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