Für eine pestizidfbefreite Landwirtschaft
Vision Landwirtschaft hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit dem landwirtschaftlichen Pestizideinsatz befasst. Daraus sind der Pestizid-Reduktionsplan Schweiz und weitere Studien hervorgegangen. Sie zeigen, dass der Pestizideinsatz in der Schweiz stark reduziert werden kann und dass längerfristig eine Landwirtschaft ohne Pestizide möglich und nötig ist. Der weitgehende Verzicht auf Pestizide kann zukünftig der Schweizer Landwirtschaft zu wichtigen Marktvorteilen verhelfen.
Die Schweiz gehört zu den Ländern mit einem besonders hohen Pestizideinsatz. Ein grosser Teil dieses Gifteinsatzes ist nicht notwendig. Bis 2020 könnte er mit gut umsetzbaren Massnahmen um über 50% reduziert werden. Dies zeigt der Pestizid-Reduktionsplan Schweiz, den Vision Landwirtschaft im Mai 2016 publiziert hat.
Doch längerfristig braucht es einen Paradigmenwechsel. Eine Nahrungsmittelproduktion, die abhängig ist von einem permanenten Einsatz von Giften, hat keine Zukunft. Eine giftfreie Landwirtschaft ist keine Utopie, sondern machbar. Auch dies zeigen Studien u.a. von Vision Landwirtschaft, vor allem aber auch viele Landwirtschaftsbetriebe, die längst ohne Pestizide auskommen. Für die Vision einer pestizidfreien Zukunft der Schweizer Landwirtschaft konnte Vision Landwirtschaft fast 30 Organisationen aus den Bereichen Landwirtschaft, Umwelt, Gesundheit, Technik und Konsum gewinnen. Nun braucht es noch die tatkräftige Unterstützung der Politik und der Bundesverwaltung.
Die Zukunft der Schweizer Landwirtschaft liegt in einer Qualitätsproduktion, welche sich vom Ausland absetzt - und dies nicht nur auf dem Papier, sondern mit handfesten Tatbeweisen. Eine pestizidfreie Produktion ist ein Alleinstellungsmerkmal, das für Mensch und Umwelt enormen Mehrwert bringt, das sich exzellent kommunizieren lässt und das sich viele KonsumentInnen wünschen. Kaum ein anderes Land hat so gute Voraussetzungen und so viele öffentliche Mittel, um eine solche Landwirtschaft zu realisieren wie die Schweiz. Es gibt also keinen Grund, noch länger mit einer engagierten Umsetzung zuzuwarten.
News und Beiträge zum Thema
Der Nationalrat will, dass die Landwirtschaft keine Daten melden muss

Der Verkauf und die Anwendung von Pflanzenschutzmittel und die Verwendung von Düngemitteln muss gemeldet werden. Das war ein Punkt der Parlamentarische Initiative 19.475, vom Parlament 2021 als indirekter zur Trinkwasser- und zur Pestizidfrei-Initiative angenommen wurde. Das Bundesamt für Landwirtschaft ist daran, dafür eine Webanwendung zu entwickeln. Doch der Schweizer Bauernverband stellt sich quer und der Nationalrat hat in der Herbstsession eine Motion angenommen, welche die Landwirtschaft von der Mitteilungspflicht ausnehmen will. Das würde jedoch auch den Bäuerinnen und Bauern schaden.
Eine neue Studie zeigt: Pestizide schaden Insekten noch mehr als bisher angenommen

Radio SRF stellt in einer Reportage die Ergebnisse einer neuen Studie des Europäischen Laboratoriums für Molekularbiologie EMBL vor, in der die Wirkung von über 1000 verschiedenen Chemikalien untersucht wurde, die in der Landwirtschaft routinemässig gegen bestimmte Organismen eingesetzt werden. Die vielfältigen letalen und subletalen Nebenwirkungen von Pestiziden auf Nichtzielorganismen sind erheblich und verringern die Widerstandsfähigkeit und Produktivität landwirtschaftlicher Anbausysteme. Der Rückgang der Artenvielfalt/Insektenbiomasse beeinträchtigt existenziell wichtige Ökosystemdienstleistungen für die Landwirtschaft.
Für eine nachhaltige, zukunftsfähige Landwirtschaft, die auch für nachfolgende Generationen gesunde Lebensmittel in einer intakten Umwelt produzieren kann, brauchen wir deutlich mehr Biolandbau, mehr Forschung für Alternativen zum chemischen Pflanzenschutz und ein umfassendes Pestizidmonitoring - wie z.B. Digiflux - zum Schutze der Umwelt (Biodiversität, Boden, Wasser und Luft) und der menschlichen Gesundheit, um teure Kollateralschäden vermeiden – dies nach einem konsequenten Vorsorgeprinzip.
zum Beitrag SRF - Echo der Zeit
zum Beitrag SRF - Wissenschaftsmagazin
Neue Studie der Agroscope zu Pflanzenschutzmitteln zeigt: Der Verzicht auf Pflanzenschutzmittel ist wirtschaftlich attraktiv

Forschende von Agroscope haben den Bio-Anbau, die Direktzahlungs-Programme «Verzicht auf Herbizide» und «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel», sowie eine Kombination dieser Programme für Winterweizen, Zuckerrüben und Kartoffeln untersucht. Analysiert wurde zum einen die Wirtschaftlichkeit der Anbauverfahren und zum anderen der Arbeitszeitbedarf für Feldarbeit und Betriebsführung. In den Berechnungen dieser Studie erzielte der Bio-Anbau bei allen drei Kulturen eine höhere Wirtschaftlichkeit als der ÖLN-Anbau mit Einsatz von Pflanzenschutzmitteln.
Neue Pestizid-Verschmutzung im Trinkwasser

Die EU hat vor einem halben Jahr das Pestizid S-Metolachlor verboten, die Schweiz aber hat bis heute nicht nachgezogen. Die SRF Sendung «Kassensturz» zeigt auf: Das Trinkwasser von bis zu 100'000 Haushalten ist verschmutzt und müsste aufbereitet werden. Den Gebührenzahlenden drohen Millionenkosten. Unnötige Ausgaben, sagen Kritiker, weil der Bund früher und strenger hätte reagieren sollen.
Tatsächliche Fortschritte beim Einsatz von Pestiziden in der Landwirtschaft?

Das Bundesamt für Landwirtschaft hat kommuniziert, dass die Massnahmen für die Reduktion von Pestiziden erfolgreich seien, dies nach dem ersten Jahr der Anpassung der Produktionssystembeiträge. So haben Landwirtschaftsbetriebe 19 Prozent (53'000 ha) der Gesamtfläche an Ackerland, Rebflächen und Obstanlagen ohne den Einsatz von Herbiziden bewirtschaftet. Zudem verzichteten die Betriebe auf rund einem Viertel der gesamten Ackerfläche (102’000 ha) auf Fungizide und Insektizide (+10'000 ha gegenüber 2022).
Als Reaktion auf die Trinkwasser- und die Pestizidinitiative hat das Parlament 2022 die parlamentarische Initiative «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» verabschiedet. Damit hatte das Parlament den Bundesrat beauftragt, die Risiken bei der Anwendung von Pestiziden bis 2027 um 50 Prozent zu reduzieren und die Nährstoffverluste angemessen zu senken.
Keine Angst vor Transparenz - digiFLUX stärkt die Landwirtschaft

Das Parlament hat 2021 eine Mitteilungspflicht für Verkauf und Weitergabe, also den Handel, mit Pflanzenschutzmitteln und Nährstoffen (speziell Kraftfutter und Dünger) beschlossen. Gleichzeitig wurde eine Mitteilungspflicht für Anwender:innen, die professionell Pflanzenschutzmittel einsetzen, beschlossen. Das betrifft die Landwirtschaft, Lohnunternehmungen sowie Betreibende von Infrastruktur und Grünanlagen aus Wirtschaft und öffentlicher Hand. Für die Erfassung aller von der Mitteilungspflicht geforderten Angaben hat das Bundesamt für Landwirtschaft BLW in enger Absprache mit den künftigen Nutzerinnen und Nutzern die digitale Webanwendung digiFLUX entwickelt. Eine mehrjährige Übergangsfrist mit vereinfachter Mitteilungspflicht soll die Einführung der digitalen Aufzeichnungen erleichtern. Vor Kurzem hat nun das BLW Verschiebungen im Zeitplan kommuniziert (https://digiflux.info/de/#aktuelles).
Gesundheitsschutz der Landwirte und Landwirtinnen

Im Austausch mit Landwirtinnen und Landwirten, die Pestizide ausbringen, kommt immer wieder die Diskussion auf, wie stark die Gesundheit der Anwender:innen beeinträchtigt wird.
Entwurf (Grafik) Eingeleitete Totalrevision der Pflanzenschutzmittelverordnung (PSMV)

Die Pflanzenschutzmittel-Verordnung (PSMV) wird total revidiert. Wirkstoffe von Pflanzenschutzmitteln sollen künftig als genehmigt gelten, wenn sie es in der EU sind. Ausserdem soll der Rückstau hängiger Verfahren aufgelöst werden. Da werden zwei Fliegen auf einen Streich erschlagen und dazu spart der Bund erst noch «personelle Ressourcen». Wenn man sich jedoch genauer mit der Totalrevision auseinandersetzt, stellt man schnell fest, es droht eine Katastrophe für Mensch und Natur.
Pestizidcocktail in Biotopen von nationaler Bedeutung

Nur ein kleiner Teil der ausgebrachten Pestizide bleibt dort, wo sie sollten. Ein Teil der Gifte verdunstet und wird über die Luft weit in die Umgebung hinaus verfrachtet - auch in Biotope von nationaler Bedeutung, wie Messungen einer neuen Studie zeigen. In der Hälfte der untersuchten Biotope wurden die Pestizidgrenzwerte bis zu 25fach überschritten. Dabei fanden sich im Pestizidcocktail bis zu 29 giftige Wirkstoffe oder deren unkontrollierbaren und gefährlichen Abbauprodukte gleichzeitig.
Am häufigsten waren Grenzwertüberschreitungen von besonders giftigen Insektiziden, allen voran das hochgiftige Cypermethrin, das gegen Insekten im Kartoffel-, Rüben-, Raps-, Gemüse- oder Obstanbau eingesetzt wird. Die meisten der stark belasteten Biotope sind wichtige Laichgebiete für Amphibien, von denen 70% in der Schweiz gefährdet oder vom Aussterben bedroht sind.
zur Medieninformation Oekotoxzentrum, Eawag, Dübendorf, 23.11.23
Erfolgsgeschichte von Hofläden in den Städten

Das News-Magazin «10 vor 10» berichtet über die Erfolgsgeschichte von Hofläden in den Städten. Vision Landwirtschaft hat im Praxisprojekt «Pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft» einen wichtigen Grundstein für diese Erfolgsgeschichte gelegt.
Anfang 2021 gründeten überzeugte und engagierte Bauern mit Unterstützung von Vision Landwirtschaft die Firma NatuRegio AG. Diese verfolgt das Ziel, ressourcenschonend produzierende Produzenten und nachhaltige, regional produzierte Nahrungsmittel unter dem neu geschaffenen Vertriebskanal «Holabox» zu bündeln und zu vermarkten. Auch den im Bericht erwähnten Pionierbetrieb der Familie Stucki hat Vision Landwirtschaft im Mai 2020 in einem Newsletter porträtiert.
Schädliche Pestizide in der Umwelt: Rechtsmängel, Vollzugsmängel, Verbesserungsmöglichkeiten

Mit dem Aktionsplan Pflanzenschutzmittel, der Verabschiedung der parlamentarischen Initiative 19.475 «Das Risiko beim Einsatz von Pestiziden reduzieren» und anderen laufenden Aktivitäten sind wichtige Massnahmen, zur Klärung «Verhältnis Umweltschutz – Landwirtschaft» als Antwort auf die Agrarinitiativen eingeleitet worden. Es besteht in der Umsetzung aber weiterhin ein grosser Klärungs- und Handlungsbedarf, um unerwünschte Nebenwirkungen des Pestizideinsatzes zu reduzieren. Nötig sind weitere Massnahmen, die das Zulassungssystem verbessern, vermehrte Massnahmen an der Quelle sowie eine Verhaltensänderung der Konsument*inne bewirken.
Der Beitrag von Dr. Hans Maurer, Chemiker & Rechtsanwalt, Zürich behandelt das Thema der Schädigung der Natur und Artenvielfalt durch Pflanzenschutzmittel und zeigt auf, wo Verbesserungsmöglichkeiten bestehen.
Konzeptbericht Plattform Pestizide

In der Schweiz gibt es bisher noch keine fachbereichsübergreifende, unabhängige Organisation, die sich kritisch mit dem Thema Pestizide umfassend beschäftigt und der breiten Öffentlichkeit und interessierten Kreisen relevante Informationen und Dienstleistungen über Pestizide und alternative Pflanzenschutzstrategien zur Verfügung stellt. Diese Lücke gilt es zu schliessen. Das von Vision Landwirtschaft erarbeitete Konzept stellt dazu einen Vorschlag für eine unabhängige Plattform Pestizide zur Diskussion.
Das Etablieren einer Plattform Pestizide kann politische Entscheidungsprozesse und öffentliche Debatten befruchten und den Übergang zu einer auf agrarökologischen Prinzipien basierenden Landnutzung beschleunigen. Die Gründung der hier vorgeschlagenen Plattform erfordert aber ein Kommittent und ein finanzielles Engagement von allen Partnerinstitutionen und Interessengruppen, die an der Bewältigung der vielschichtigen Herausforderungen im Zusammenhang mit Pestiziden und alternativen Pflanzenschutzstrategien interessiert sind.
Ziel der Plattform ist es, eine Koordinationsstelle zwischen Wissenschaft, NGOs, der landwirtschaftlichen Praxis sowie den Behörden und der Politik zu etablieren. Diese soll Fakten zu den vielschichtigen Aspekten von Pestiziden recherchieren, in Zusammenarbeit mit bestehenden Institutionen Fachinformationen aufarbeiten und entsprechendes Wissen der Öffentlichkeit zugänglich machen. Die Plattform bildet eine unabhängige Auskunft- und Informationsstelle und bietet interessierten Akteuren Dienstleistungen zu relevanten Themenfeldern an. In diesem Konzeptbericht stellen wir bedeutsame Themenfelder vor, bei denen aus unserer Sicht Handlungsbedarf besteht.
Helikopter-Sprühflüge im Wallis: Es müssen endlich Alternativen her.

Vielerorts in Europa bereits verboten, im Wallis immer noch erlaubt: Mit Helikoptern werden Jahr für Jahr tausende Liter chemische Pestizide über die Weinreben versprüht. Das Problem ist, dass von den giftigen Pflanzenschutzmitteln nur ein kleiner Teil auf die Rebe gelangt, der grösste Teil wird vom Wind verweht, gelangt auf Hecken, Bäume, Boden, Häuser und in Gewässer. Experten für ökologische Landwirtschaft warnen seit Jahren vor den schädlichen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Umwelt. In der Reportage von Delinat erklären Michael Eyer (Biologe bei Vision Landwirtschaft), Eva Wyss (Landwirtschaftsexpertin bei WWF Schweiz), Alexandra Gavilano (Umweltwissenschaftlerin bei Greenpeace Schweiz) und der biodynamische Winzer Reto Müller, welche Probleme Helikopter-Sprühflüge mit sich bringen und wie der Weinbau in der Schweiz ökologischer werden könnte.
Europäische Kommission verbietet Verwendung von Sulfoxaflor-Insektiziden im Freien

Die Europäische Kommission wird den Einsatz des insektiziden Wirkstoffs Sulfoxaflor im Freiland verbieten. Diese Entscheidung stützt sich auf mehrere kürzlich veröffentlichte wissenschaftliche Studien, in denen verschiedene negative Auswirkungen von Sulfoxaflor-Insektiziden auf Hummeln und Bienen festgestellt wurden.
«Schädliche chemische Pestizide werden entweder verboten oder ihre Verwendung wird eingeschränkt», erklärte EU-Gesundheitskommissarin Dr. Stella Kyriakides. Wissenschaftliche Schlussfolgerungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) zeigten, dass die Verwendung von Sulfoxaflor im Freien für Hummeln und Solitärbienen schädlich sein könne.
Sulfoxaflor ist ein Wirkstoff, der - ähnlich wie die für die Freilandanwendung verbotene Wirkstoffgruppe der Neonikotinoide - bestimmte Rezeptoren (nikotinische Acetylcholinrezeptoren; nAChR) der Nervenzellen von Insekten blockiert und so die Weiterleitung von Nervenreizen stört.
Der Bienenforscher Dr. Michael Eyer, begrüsst diesen EU-Entscheid und hat eine Stellungnahme zur bestäuberschädigenden Wirkung von Sulfoxaflor verfasst. In der Schweiz ist der Wirkstoff Sulfoxaflor gemäss PSMV, Anhang 1, nach wie vor erlaubt, es sind jedoch bis jetzt keine Sulfoxaflor-Produkte zugelassen.
SRF: Gesundheitsgefahr Pestizide - «Prüfen die Behörden zu lasch?»

In einer ausgezeichneten Sendung zeigt «SRF Dok» die Gesundheitsprobleme auf, die im Zusammenhang mit der Pesitzidanwendung entstehen. Bäuerinnen und Bauern sind den Pestiziden besonders stark ausgesetzt, aber der Bund hat es nicht eilig, die Bevölkerung vor gesundheitsschädlichen Pestiziden zu schützen. Noch immer werden die Zulassungsdossiers mit den nötigen Angaben von den Bundesbehörden wie ein Staatsgeheimnis gehütet. Wie lange noch?
Neuer Pestizidatlas Schweiz

Wir alle sind Teil eines riesigen Experiments, denn Pestizide finden sich mittlerweile überall - in der Luft, im Wasser, in der Natur, in unserem Essen und sogar im Urin – überall lassen sich Spuren von Pestiziden aus der Landwirtschaft nachweisen. Pestizide bedrohen die Artenvielfalt und was die Substanzen in unserem Körper bewirken, ist noch weitgehend unerforscht. Das uns die Gifte guttun ist aber eher unwahrscheinlich. Bei Insekten und Vögeln ist es längst kein Experiment mehr. Pestizide aus der Landwirtschaft setzen nämlich der Natur derart zu, dass das Ökosystem aus dem Gleichgewicht fällt. Der von der Heinrich-Böll-Stiftung und Public Eye gemeinsam herausgegebene Schweizer Pestizidatlas zeigt Fakten und Trends auf und Experten erklären das Milliardengeschäft mit Pestiziden sowie die Folgen und Konsequenzen.
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Schlussbericht Projekt «Pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft» 2017 - 2021

Das Projekt «Pestizidfreie Schweizer Landwirtschaft» mit dem Ziel, in der Schweiz völlig auf Pestizide zu verzichten, wuchs aus dem im Mai 2016 von Vision Landwirtschaft veröffentlichten «Pestizid-Reduktionsplan Schweiz» heraus. Vision Landwirtschaft stand damals mit diesem Ziel noch weitgehend alleine da. Selbst bei vielen Partnerorganisationen galt ein Ausstieg aus der Pestizidwirtschaft eher als Utopie denn als eine realisierbare Vision. Die Meinung, dass Pestizide als letztlich unabdingbarer Kompromiss einer modernen Nahrungsmittelproduktion nötig sind, war bis in Umweltkreise hinein tief verankert. So richteten sie ihre Bemühungen lediglich auf Optimierung und Reduktion beim Pestizideinsatz.
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Pestizidstatistik 2020 des Bundes – genauer hinschauen lohnt sich

Das Bundesamt für Landwirtschaft (BLW) hat die Verkaufsstatistik von Pflanzenschutzmitteln (PSM) für den Zeitraum von 2008 bis 2020 veröffentlicht. Die Gesamtverkaufsmenge sinkt weiter seit 2013. Das ist vordergründig erfreulich und zeigt, dass sich die gute Entwicklung fortsetzt.
Trotz der positiven Entwicklung bleiben die verkauften Mengen der besonders gefährlichen Wirkstoffe seit Jahren gleich. Dabei will gerade hier das BLW mit dem Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel einen Rückgang bewirken.
Der Mix von Pestiziden kann die Wirkung fatal verändern

Wenn Pestizide bloss einzeln betrachtet werden wird deren Wirkung auf die Bienen unterschätzt. In der Mischung liege die Gefahr zeigt eine neue Studie. Radio SRF sucht im Rahmen eines Beitrages nach Antworten für das Zulassungsverfahren von Pestiziden. Die Sendung zeigt zudem auf, worauf Vision Landwirtschaft immer wieder hinweist: Es werden noch viele weitere Pestizid-Zeitbomben auf uns zukommen. Denn es weiss niemand, welche fatalen Auswirkungen aus den in die Umwelt versprühten Pestiziden entstehen können. Für Vision Landwirtschaft ist seit den Recherchen zum Pestizid-Reduktionsplan Schweiz klar, dass die Behörden weit davon entfernt sind, den Pestizideinsatz und dessen Auswirkungen auch nur annähernd unter Kontrolle zu haben. Deshalb müssen die Weichen Richtung Pestizidausstieg gestellt werden.
Neue Studie: Öffentliche Plätze ganzjährig durch Pestizide belastet

In einer Studie konnten 32 verschiedene Pestizide auf 19 Kinderspielplätzen, vier Schulhöfen und einem Marktplatz nachgewiesen werden. Auf 23 von diesen 24 Flächen wurden das ganze Jahr hindurch Pestizide gefunden. Die Studie belegt erneut, dass die Pestizide leider nicht nur auf der vorgesehenen Fläche landen, sondern eben auch in Hausgärten, Wäldern oder Wohngebieten.
Die Forscher fanden die Pestizide zwar in kleinen Mengen vor, doch 76% davon brächten den Hormonhaushalt von Mensch und Tier bereits in niedrigen Konzentrationen durcheinander. Sie könnten zu Krebs, Unfruchtbarkeit, Verhaltens- und Entwicklungsstörungen sowie Stoffwechselerkrankungen wie Diabetes führen.
Die Forscher schlagen folgende Massnahmen vor:
- eine verbesserte Ausbringungstechnik
- eine strikte Beachtung der Windverhältnisse bei der Ausbringung
- Umstellung auf eine pestizidfreie Anbaumethode
Appell der Wasserversorger an Europas Regierungen, die Landwirtschaftspolitik nach dem Vorbild der Trinkwasserinitiative umzugestalten

Mit dem Appell an die EU, deutsche Bundesregierung sowie an Bund und Parlament rufen die Internationale Arbeitsgemeinschaft der Wasserwerke im Rheineinzugsgebiet (IAWR) und die Arbeitsgemeinschaft Wasserwerke Bodensee-Rhein (AWBR) gemeinsam dazu auf, die notwendige Agrarrevolution nicht mehr länger hinauszuzögern.
Bereits heute müssten Pflanzenschutzmittel, Gülle und Dünger extrem kosten- und energieaufwändig aus dem Trinkwasser herausgefiltert werden. Nur eine rasche Agrarwende könne verhindern, dass in Zukunft auch eine Nachrüstung der Wasserwerke nicht mehr ausreichen werde, um die Belastungen zu entfernen, warnen die Wasserversorger.
Mit der Annahme und Umsetzung der Trinkwasserinitiative könne man die negativen Auswirkungen von Dünger, Antibiotika und Pestiziden verringern oder sogar verhindern. Die Wasserversorger sind überzeugt, dass «die ökologische Umlenkung der Landwirtschaftsmilliarden sowohl in der Schweiz wie auch in der EU eine nachhaltige Agrarwende herbeiführen kann.»
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Herbizide vergiften Alpweiden

Zusammen mit zwei Experten besuchte der "Beobachter" Schwyzer Alpen. Sie trafen auf vergiftete Farne, Steinhaufen, Brennnesseln. 30 verschiedene Herbizide werden eingesetzt, um unerwünschte Kräuter abzutöten. Dafür verantwortlich sei jahrzehntelange Misswirtschaft. Und höhere Direktzahlungen.
«Schweiz trödelt beim Verbot gefährlicher Pestizide»

Saldo verglich die Zulassungen von 900 Pestiziden in der Schweiz und in der EU. Dabei zeigte sich, dass in der Schweiz mindestens 50 hochgiftige Pestizide zugelassen sind. 12 davon sind in der EU verboten, weil sie für Mensch und Umwelt zu gefährlich sind.
Bedenklich ist darüber hinaus, dass in der Schweiz lange Übergangsfristen gelten. Erlässt die EU ein Verbot für ein Pestizid, prüft die Schweiz das zwar und folgt dem Entscheid der EU meistens. Doch die Schweizer Zulassungsbehörde lässt den Herstellern und Landwirt*innen 1 bis 2 Jahre Übergangsfristen, um die Pestizide aufzubrauchen.
Saldo Artikel "Schweiz trödelt beim Verbot gefährlicher Pestizide"
Eawag: Giftwirkung von Pestiziden auf Gewässerorganismen bisher «massiv unterschätzt»

Bisherige Messmethoden unterschätzten die Giftwirkung von Pestiziden in Oberflächengewässern "massiv", wie die Forschungsanstalt EAWAG heute mitteilte. Die Schäden, welche Pestizide an Wasserorganismen anrichten, sind also viel höher als bisher angenommen. Und dies vor dem Hintergrund, dass die meisten kleineren Gewässer in landwirtschaftlich intensiver genutzten Regionen der Schweiz ohnehin regelmässig weit über dem Grenzwert mit veritablen Pestizidcocktails belastet sind.
Welche Evidenzen benötigen Bauernverband und gewisse landwirtschaftliche Branchenorganisationen noch, um ihren verantwortungslosen Einsatz für die möglichst unbeschränkte Anwendung von Pestiziden einzustellen und zusammen mit progressiven Landwirten und Organisationen die Weichenstellung in Richtung Pestizidausstieg voranzutreiben?
Zur Zusammenfassung der Studie >> Zur EAWAG-Studie, welche ergänzend die Herkunft der Pestizid-Spitzen untersuchte
Pestizide: Handlungsunfähigkeit im Parlament

Seit bald einem Jahr versuchen Bundesrat und Parlament, der Trinkwasserinitiative (TWI) etwas entgegenzusetzen. Bisher ohne Resultat. Derweil trinken eine Million der Einwohner unseres Landes Trinkwasser, das über dem Grenzwert mit Pestiziden verseucht ist.
Die bürgerliche Mehrheit in der Wirschaftskommission des Nationalrats hat es mit ihrem neuesten Vorschlag sogar geschafft, selbst bestehendes Recht zum Schutz des Trinkwassers weiter zu verwässern. Dies zeigt ein neues Rechtsgutachten (Link unten).
Das Geschäft geht nun ins Plenum des Nationalrates. Am 2. Dezember wird sich dort zeigen, ob das Parlament seine Paralyse überwinden kann und imstande ist, sich dem Lobbying aus Bauernverband und Agroindustrie zu widersetzen.
4aqua, ein Verbund von Wissenschaftern, in welchem auch Vision Landwirtschaft vertreten ist, appelliert an die ParlamentarierInnen, jetzt zu handeln (s. Artikel in der NZZ am Sonntag).
Pestizide in der Schweizer Luft

Nur ein kleiner Teil der ausgebrachten Pestizide bleibt dort, wo sie sollten. Ein Teil der Gifte verdunstet und wird über die Luft weit in die Umgebung hinaus verfrachtet - auch auf Biobetriebe, wie Messungen einer neuen Studie zeigen.
Die Messungen wurden von Greenpeace auf vier Bio-Betrieben in der Schweiz von Mai bis November 2019 durchgeführt. Dabei sind 25 unterschiedliche Pestizide festgestellt worden, die im Biolandbau nichts zu suchen haben.
Pestizide verbreiten sich offensichtlich stärker via Luft als bisher angenommen. Die Abdrift von teils hochbedenklichen chemisch-synthetischen Substanzen ist für Bio-Bauern ein grosses Problem und stellt für LandwirtInnen sowie für AnwohnerInnen ein erhebliches Gesundheitsrisiko dar.
Während beispielsweise in Frankreich Landwirte wiederholt und erfolgreich gegen die Pestizidfirmen klagten, weil ihre Gesundheit gefährdet wird, macht sich in der Schweiz der Bauernverband zum verlängerten Arm der Agroindustrie und setzt sich für einen möglichst uneingeschränkten Einsatz der Pestizide ein.
Einsatz problematischer Pestizide nimmt weiter zu statt ab

2019 sind weniger Herbizide verkauft worden. Das ist die gute Nachricht aus der neuen Pestizidstatistik des Bundesamtes für Landwirtschaft BLW. Nicht zurück gegangen sind dagegen die verkauften Pestizide mit besonderem Risikopotenzial. Dies entgegen den Zielen des bundesrätlichen Aktionsplanes zur Pestizid-Risikoreduktion. Die Mengen der eingesetzten Insektizide - sie sind für die Biodiversität besonders schädlich - haben 2019 sogar deutlich zugelegt.
Derweil hat das Parlament einer parlamentarischen Initiative, die den Pestizideinsatz wirksam senken wollte, in den letzten Wochen praktisch alle Zähne gezogen. Möglich war dies dank dem engagierten Einsatz von CVP, SVP und FDP. Die Vertreter dieser drei Parteien stimmen derzeit fast durch's Band und oft mit absurden Argumenten für die Interessen der Agrarlobby. Die neue "Grüne Welle" ist bisher in der Agrarpolitik des Parlamentes noch nicht zum Tragen gekommen. Statt die Probleme der Landwirtschaft anzupacken schiebt sie das Parlament in endlosen Diskussionen weiter vor sich her. Ein Trauerspiel, dem eine Annahme der Trinkwasser- und der Pestizidinitiative hoffentlich ein Ende setzen wird.
Landwirtschaft ohne Gift - ein Wunschdenken?

Kann man in der Landwirtschaft auf Pestizide verzichten? Radio SRF sucht im Rahmen eines Forum-Beitrages nach Antworten. Die einen sagen, ganz ohne gehe es nicht. Doch, das funktioniere, sagen die anderen. Bereits heute beweisen viele Landwirte, dass der pestizidfreie Anbau von Nahrungsmitteln funktioniert. Standortangepasste und robuste Sorten spielen dabei eine zentrale Rolle. Zudem wird einmal mehr klar, dass der Anbau von Monokulturen nicht zielführend ist. Die Landwirtschaft muss einen klaren Strategiewechsel einschlagen, weg von den Monokulturen, hin zur Kleinräumigkeit & Vielfalt, in welcher sowohl Nahrungsmittelproduktion, wie auch Biodiversität Platz finden.
Bundesrat erlässt strengere Bestimmungen für die Ausfuhr von Pflanzenschutzmitteln

Der Bundesratsbeschluss ist ein positiver Schritt im Kampf gegen hochgefährliche Pestizide. Für Atrazin, Diafenthiuron, Methidathion, Paraquat und Profenofos, welche bereits in der Schweiz verboten sind, heisst dies ab 2021, dass sie nicht mehr ins Ausland verkauft werden dürfen. Des Weiteren wird die Ausfuhr für 100 weitere Pestizide erschwert. Diese dürfen in Zukunft nur noch mit der Bewilligung des Einfuhrlandes aus der Schweiz exportiert werden.
Mit diesem Beschluss nimmt die Schweiz als Produktionsstandort vieler Agrochemie-Konzerne ihre Verantwortung gegenüber Mensch und Umwelt wahr. Die Frage stellt sich bloss, wie viele Länder die Bewilligung für die 100 Pestizide erteilen werden. Bleibt zu hoffen, dass auch ausländische Regierungen das grosse Gefahrenpotenzial von Pestiziden erkennen.
Zuckerrüben: Pestizide am Anschlag

Die Viruskrankheit, die dieses Jahr in der Westschweiz viele Zuckerrübenfelder befallen hat, ist seit Jahrzehnten bekannt. Die Branche hat bisher blind der Agrochemie vertraut und ein hochgiftiges Pestizid dagegen eingesetzt. Trotz Gesprächen, die beispielsweise Vision Landwirtschaft mit den Produzenten führte, konnten sich ihre Vertreter nicht vorstellen, dass das Pestizid bald verboten werden könnte und dass die Agrochemie nicht rechtzeitig einen neuen Giftstoff auf den Markt bringen wird, wie das seit Jahrzehnten immer der Fall war. Genau das ist nun eingetreten. Nun ertönt der Hilfeschrei nach einer Notfallzulassung. Dies ist kein Weg in die Zukunft.
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Pestizid-«Infotafeln» von SBV & Co: Wildwuchs am Feldrand

Einige Bauern stellten diesen Sommer vorgedruckte Tafeln an vielbegangenen Wegen auf. Sie folgten dabei einem Aufruf des Schweiz. Bauernverbandes (SBV). Mit den Tafeln sollte der Bevölkerung klar gemacht werden, dass eine Landwirtschaft ohne Pestizide nicht funktioniert. Die Idee stammt von der Agrochemie aus Deutschland, der SBV importierte sie zur Bekämpfung der Trinkwasserinitiative (TWI) in die Schweiz. Die "Infotafeln" enthalten nicht nur krasse Fehlinformationen, sondern sind mutmasslich auch illegal. Nun geht das TWI-Initiativkomitee rechtlich gegen den Tafel-Wildwuchs vor. Die Verantwortung muss wohl der SBV übernehmen. Er forderte die Bauern zu dieser illegalen Aktion auf.
Pestizide auch in Mineralwasser

Pestizide sind überall. In Böden und in Gewässern oft in besonders hohen Konzentrationen. Aber selbst in Naturschutzgebieten, am Nordpol, in den Tiefen des Meeres lagern sich die Giftstoffe und ihre unzähligen Abbauprodukte ab. Wen wunderts, dass sie nun auch im Mineralwasser gesucht - und gefunden werden, wie die Sonntagszeitung aufgrund einer neuen Studie berichtet.
Wir brauchen keinen Absenkpfad, wie ihn die Politik als halbherzige Antwort auf die Trinkwasserinitiative beschlossen hat, sondern einen Pestizid-Ausstiegspfad. Pestizide gehören nicht in die Natur. Punkt.
Dafür setzt sich Vision Landwirtschaft weiterhin ein. Und zeigt auf, dass eine pestizidfreie Landwirtschaft entgegen aller Untergangsszenarien von Agroindustrie und Bauernverband längst möglich und wirtschaftlich ist.
Unerlaubt giftig – und doch in unserem Essen

Die Schweizer Agrochemie produziert und exportiert zahlreiche Pestizide, die hochgiftig sind und die deshalb in der Schweiz nicht eingesetzt werden dürfen. Über importierte Nahrungsmittel gelangen diese Gifte jedoch trotzdem wieder auf unseren Teller, wie eine neue Studie von Public Eye zeigt. Oft liegen die gemessenen Rückstände weit über den gesetzlich erlaubten Grenzwerten. Allerdings sind umgekehrt auch in der Schweiz zahlreiche hochgiftige Pestizide zugelassen, die im Ausland verboten sind. Da die Schweiz kaum Nahrungsmittel exportiert, richten wir immerhin im Ausland damit keinen Schaden an. Immer mehr Studien beweisen, dass der Pestizidcocktail, den wir tagtäglich über unsere Nahrung und unser Trinkwasser zu uns nehmen, gesundheitlich gravierende Folgen haben kann, auch in unserem Land. Viele Daten dazu werden aktuell noch unter Verschluss gehalten. Es ist zu befürchten, dass uns noch weitere beunruhigende Nachrichten aus der grossen Black Box des globalen Pestizid-Business, bei dem die Schweiz ganz vorne mitmischt, erreichen werden.
>> Zum Bericht von Public Eye
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Gift im Trinkwasser: Wasserversorgungen werden zum Sanierungsfall

Wie eine von der «Rundschau» durchgeführte Untersuchung auf Chlorothalonil-Rückstände im Trinkwasser zeigt, sind neun von zehn Proben höher belastet, als der gesetzliche Grenzwert erlaubt. Die Resultate der Untersuchung sind erschreckend. Am höchsten belastet ist das Trinkwasser in Kappelen im Berner Seeland. 2,2 Mikrogramm pro Liter, das ist 22-mal zu viel.
Die Gemeinden haben nun zwei Jahre lang Zeit, das Problem zu lösen. Damit die gesetzlichen Grenzwerte im Mittelland eingehalten werden können, müssen viele Wasserversorger hohe Investitionen tätigen. In Kappelen baut die Gemeinde eine neue Leitung, um sauberes Wasser aus dem Nachbardorf zu beziehen. Schweizweit dürfte die Sanierung dutzende Millionen Franken kosten.
Für die Bevölkerung bleibt die Gewissheit: Sie muss die Kosten finanzieren und in einigen Gemeinden ist vorübergehend eine gesetzeskonforme Trinkwasserversorgung nicht mehr möglich.
Sinneswandel bei Agroscope: Spätes Bekenntnis zu pestizidfreier Landwirtschaft

Tragisch oder ein Freudenanlass? Noch bis vor einem Jahr hat Eva Reinhard, Direktorin der Forschungsanstalt Agroscope, bei jeder Gelegenheit behauptet: Eine Landwirtschaft ohne Chemie sei unmöglich. Ohne dauerndes Gifteln verhungere die Menscheit. Jetzt kommt selbst Agroscope auf den Geschmack. Die Forschungsanstalt unterzeichnet ein Memorandum für eine pestizidfreie Landwirtschaft.
Die staatsabhängige Forschung hat schon immer etwas länger gebraucht um zu merken, woher der Wind weht und was nützliche Forschungsfragen sind. Die späte Einsicht der Agroscope macht leider Jahrzente verlorener Forschungbemühgungen nicht rückgängig, in denen die Anstalt nutzlos an chemieabhängigen Agrarsystemen herumgetüftelt hat. Zum Glück ist die Praxis schon viel weiter. Tausende von Landwirtschaftsbetriebe machen es schon heute vor, wie das geht, eine pestizidfreie Landwirtschaft.
Eine nachhaltigere Landwirtschaft kann funktionieren

Dänemark zeigt, wie man die Umweltprobleme der Landwirtschaft mit konsequentem Handeln und deutlich weniger Geld tatsächlich lösen kann. Beispielsweise mit hohen Lenkungsabgaben. Die Schweiz drückt sich jedoch seit Jahren um dieses wirkungsvolle Instrument herum und setzt lieber auf oft völlig wirkungslose freiwillige Anreize. Die Hauptsache, der Geldmittelabfluss ist sichergestellt und alle sind beschäftigt mit dem aufwändigen Administration der immer zahlreicheren Anreizprogramme.
Syngenta will Verbot von Chlorothalonil verhindern
Im Schweizer Mittelland ist ein Grossteil der Trinkwasserfassungen mit krebserregenden Abbauprodukten des Pestizids Chlorothalonil verseucht. Unzählige Fassungen werden in den nächsten Monaten geschlossen werden müssen. Dies wird exorbitante Kosten verursachen. Gemäss Verursacherprinzip müsste die Agroindustrie für diese Kosten aufkommen, doch ein entsprechendes Gesetz gibt es in der Schweiz nicht, die Bürger werden die Kosten tragen müssen.
Statt ein Klagerecht gegen die Industrie gibt es dafür umgekehrt in der Schweiz ein Rekursrecht der Industrie gegen Pestizidverbote. Davon will Syngenta einmal mehr Gebrauch machen und so das vorgesehene Verbot von Chlorothalonil verhindern oder wenigstens noch schön verzögern. Profit first.
Immerhin dürfte Syngenta mit ihrem dreisten Vorgehen mithelfen, die Absurdität der Gesetzeslage in der Schweiz breiten Schichten (und vielleicht sogar dem Parlament) bewusst zu machen und der Trinkwasser- und Pestizidinitiative nochmals richtig Schub zu verleihen.
Pestizidverseuchtes Trinkwasser: Wasserversorger wollen Bundesbeamte verklagen

Ein erster Wasserversorger will gegen die fehlerhafte Pestizidzulassung durch Bundesbeamte in Bern klagen. Grund: Die verbreitete Pestizidverseuchung des Trinkwassers wird die Gemeinden in den nächsten zwei Jahren Hunderte von Millionen Franken kosten. Sie müssen ihre Wasserfassungen schliessen oder mit teuren Filtern aufrüsten.
Der Bauernverband reagiert mit Rage auf die Klageabsicht. Das sei «dicke Post», wie der Blick berichtet. Alle Wasserversorger müssten zuerst ihr Grund- und Quellwasser korrekt schützen. Allerdings wehrte sich der Bauernverband jahrelang bei jeder Gelegenheit gegen grössere Wasserschutzzonen und gegen jede Einschränkung der ackerbaulichen Nutzung. Der Vorwurf an die Wasserversorger ist scheinheilig, der Bauernverband vielmehr Mitverursacher der Misere.
Pestizid-Reduktionsplan Schweiz

Der Pestizid-Reduktionsplan liefert Analysen zur Pestizidsituation in der Schweiz und zeigt auf, was möglich und nötig ist, um die Pestizidbelastung von Mensch und Umwelt massgeblich und unter Erfüllung der gesetzlichen Vorgaben zu reduzieren. Der Pestizid-Reduktionsplan, den Vision Landwirtschaft im Mai 2016 publizierte, ergänzt den Nationalen Aktionsplan Pflanzenschutzmittel des Bundes mit kritischen Analysen und zeigt weitgehende Alternativen zum derzeit intensiven Pestizideinsatz in der Schweiz auf.
27 Organisationen tragen die Stossrichtung des Pestizid-Reduktionsplans mit.
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