Mehr Schweizer Hülsenfrüchte auf den Teller
Dass dreimal mehr Hülsenfrüchte gegessen werden, das ist das Ziel des neuen Vereins «Schweizer Hülsenfrüchte». Vertreten sind darin Produzentenorganisationen, Verarbeiter und Handel. Mit verschiedenen Aktionen will der Verein vermitteln, dass Bohnen, Erbsen und Linsen cool sind und so das Ziel erreichen.

Im Durchschnitt der letzten Jahre wurden pro Person rund zwei Kilogramm Hülsenfrüchte gegessen. Der neue Verein Schweizer Hülsenfrüchte hat sich zum Ziel gesetzt, dass der Konsum in wenigen Jahren auf sechs Kilogramm steigt. Das wären jedoch erst gut ein Viertel ihrer Empfehlung, 22 Kilogramm Bohnen, Erbsen und Linsen pro Jahr zu essen.
Der Konsum ist in den letzten Jahren schon gestiegen. Im Jahr 2000 wurden laut Autor Dominik Flammer nur 0,3 Kilogramm Hülsenfrüchte pro Person und Jahr gegessen. Die zusätzliche Nachfrage wurde zum grössten Teil mit Importen gedeckt. Der Anbau in der Schweiz entwickelt sich langsam. Das zeigt die Statistik von Agristat.
Die Initianten vom Verein «Schweizer Hülsenfrüchte» haben verschiedene Ideen, wie sie das Ziel erreichen wollen. Drei davon wurden am 29. November an der Auftaktversammlung am Strickhof Lindau genannt:
- Runder Tisch des Ernährungsforum Zürich
- Hülsenfrüchte-Challenge
- Beratungsangebot für die Gastronomie
Regionale Akteure zusammenbringen
Das Ernährungsforum Zürich plant einen Runden Tisch mit dem Ziel, Liefer- und Wertschöpfungsketten zu schaffen, die Hülsenfrüchte aus Zürich in Zürich zu fairen Preisen auf den Teller bringen. Dabei konzentriert sich das Forum laut seiner Website auf das Gastgewerbe und die öffentliche Beschaffung. «Der Anbau ist noch mit viel Pionierarbeit verbunden, die Lieferketten befinden sich erst im Aufbau. Der Anbau und die Verarbeitung sollen gefördert werden», heisst es weiter.
Den Wettbewerbsgeist nutzen
«Challenges sind eine erfolgsversprechende Methode, neue Gewohnheiten zu etablieren», begründete Mit-Initiantin Helene Renaux das Projekt. Vorbild ist Bike-to-work, in dem Firmenmitarbeitende motiviert werden, mit dem Velo zur Arbeit zu kommen. Bohnen, Erbsen und Linsen sollen so cool werden.
Gastronom:innen beraten
Weil Hülsenfrüchte bei vielen aus der Ernährung verschwunden sind, fehlt auch bei vielen das Wissen, wie man Hülsenfrüchte kochte, und gute Rezepte. Dass der Geschmack wichtig ist, wurde an der vorangehenden Fachtagung Power Protein mehrfach betont. An ihr nahmen über 100 Personen teil.
Sich auf gut schweizerische Traditionen besinnen
Dass Hülsenfrüchte im Mittelalter eine grosse Bedeutung hatten, zeigte Autor Dominik Flammer an der Fachtagung Power Protein. Er befasst sich mit der Geschichte der Ernährung, speziell mit dem kulinarischen Erbe des Alpenraums. 1800 seien pro Person und Jahr rund 30 Kilogramm Hülsenfrüchte gegessen. Ein wichtiger Grund war, dass 150 Tage pro Jahr kirchliche Fastentage waren, an denen keine tierischen Produkte gegessen werden durften. «Die Ur-Bohnen seien die Wicken gewesen und die Augenbohnen», erzählt er. Später seien vor allem Ackerbohnen angebaut worden, die jedoch als Saubohnen abgewertet wurden.
Die meisten Bohnen, die wir heute kennen, kommen aus Amerika. Flammer plädierte dafür, Bohnen, Erbsen und Linsen in Gerichten oder vermischt mit Fleisch aufzutischen. «Meat yes, animal less», also fasste er seine Philosophie zusammen. Das heisst weniger Tiere zu schlachten und alles vom Tier zu essen. Gute Erfahrungen macht er damit, Innereien mit Hülsenfrüchten zu kombinieren. «Wir brauchen keine Ersatzprodukte, sondern Ergänzung», findet er.
Anbau in der Schweiz noch eine Nische
Der vermehrte Konsum soll auch Anbauchancen für Schweizer Landwirte bringen. Denn Hülsenfrüchte sind gut für den Boden. Die Knöllchenbakterien, die sich an ihren Wurzeln ansiedeln, könnten Stickstoff aus der Luft für die Pflanzen verfügbar machen. Seit 2023 zahlt der Bund auch einen Einzelkulturbeitrag für Hülsenfrüchten, die für den menschlichen Verzehr angebaut werden. Dennoch sind Bohnen, Erbsen und Linsen noch eine Nischenkultur. Die Fläche der Körnerleguminosen stieg 2024 laut Schätzungen von Agristat auf bescheidenem Niveau um 30 Hektaren (0,6 Prozent) auf 4769 Hektaren. Am deutlichsten nahmen die Flächen von Bohnen und Wicken zu, um 127 Hektaren bzw. 17,4 Prozent auf 859 Hektaren. Auch die Fläche der Mischungen von Getreide und Körnerleguminosen nehmen etwas zu. Dafür gehen die Flächen der Erbsen (-3,8 Prozent), der Lupinen (-8,6 Prozent) und der Linsen (-22 Prozent) zurück. Die Hauptgründe sind unsichere Erträge und fehlender Grundschutz .
Trotz schlechten Bedingungen in diesem Jahr sind die Lager jedoch so gut gefüllt, dass Produzentenorganisationen wie IP-Suisse für 2025 einen Anbaustopp verfügt haben. Den Konsum von Schweizer Hülsenfrüchten zu steigern, ist also dringend nötig, damit die Bäuerinnen und Bauern Bohnen, Erbsen und Linsen fest in ihre Fruchtfolge einplanen können.