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31.5. 2018

Nachhaltigkeitspotenziale der Schweizer Landwirtschaft durch gesamtbetriebliche ökologisch-ökonomische Beratung besser ausschöpfen - Schlussbericht

Mit dem entwickelten Beratungsansatz können mit verhältnismässig sehr geringem Aufwand weitgehende Anstösse für sowohl ökologische wie ökonomische Verbesserungen auf Landwirtschaftsbetrieben geleistet werden.Die grössten Optimierungspotenziale zeigten sich bei den Nachhaltigkeitsaspekten Wirtschaftlichkeit und Biodiversität. Gemäss den quantifizierten, mit den Betriebsleitern verifizierten Abschätzungen dürfte eine Umsetzung der gemachten Vorschläge beim landwirtschaftlichen Einkommen im Durchschnitt zu einer Verbesserung von rund 22% führen, bei der Biodiversität um 25%. Die Arbeitsbelastung bleibt dabei praktisch unverändert, die Ressourceneffizienz, die Energieautarkie und die Nettoproduktion dürften tendenziell eher zunehmen.

Zusammenfassung

Ziel des Projektes war es abzuschätzen, welchen Beitrag ein gesamtbetrieblich orientiertes, auf Synergien ausgerichtetes Beratungsangebot leisten kann zur Verbesserung einer umfassend verstandenen Nachhaltigkeit auf dem Landwirtschaftsbetrieb, einschliesslich ökonomischer Aspekte und der Lebensqualität.

Das Projekt wurde in den drei Kantonen Glarus, Thurgau und Bern in Zusammenarbeit mit der kantonalen Beratung und den kantonalen Bauernverbänden durchgeführt.

Das im Projekt verwendete Beratungskonzept wurde auf der Basis von Vorarbeiten aus anderen Projekten weiterentwickelt und beinhaltet eine gesamtbetriebliche Analyse zu allen wichtigen Nachhaltigkeitsaspekten inkl. der Wirtschaftlichkeit nach einem strukturierten Vorgehen. Dieses ist darauf ausgerichtet, Synergien zwischen Ökologie, Wirtschaftlichkeit und Produktion zu identifizieren und zusammen mit den Bewirtschaftenden konkrete Lösungen vor Ort zu entwickeln, die kurz- oder zumindest mittelfristig umsetzbar sind. Die drei Bereiche Ökologie, Ökonomie (inkl. Arbeitswirtschaft) und Produktion (inkl. Marktpotenziale) werden im vorliegenden Projekt explizit gleichermassen berücksichtigt. Dabei werden auch die aktuellen Anreizprogramme der Agrarpolitik 2014-17 miteinbezogen.

Zusammen mit den Betriebsleitenden werden jeweils mithilfe einer umfassenden Checkliste, die dem Berater im Hintergrund zur Verfügung stand, vor Ort konkrete Verbesserungsvorschläge entwickelt, diese anschliessend auf einem Formular zuhanden des Betriebes zusammengestellt und ihre Auswirkungen abgeschätzt (Teilbudgetrechnungen). Die Beratung nimmt die Betriebsleitenden inkl. Vorbereitung gut einem halben Tag in Anspruch, der Auf- wand Seitens Beratung beträgt rund 1 Arbeitstag pro Betrieb.

Beraten wurden insgesamt 25 Betriebe. In GL und TG waren kantonale Berater während den Beratungen mit dabei, einige weitere Betriebe wurden anschliessend von der kantonalen Beratung nach derselben Methode beraten.

Die grössten Optimierungspotenziale zeigten sich bei den Nachhaltigkeitsaspekten Wirtschaftlichkeit und Biodiversität. Gemäss den quantifizierten, mit den Betriebsleitern verifizierten Abschätzungen dürfte eine Umsetzung der gemachten Vorschläge beim landwirtschaftlichen Einkommen im Durchschnitt zu einer Verbesserung von rund 22% führen, bei der Biodiversität um 25%. Die Arbeitsbelastung bleibt dabei praktisch unverändert, die Ressourceneffizienz, die Energieautarkie und die Nettoproduktion dürften tendenziell eher zunehmen.

Die Rückmeldungen der Landwirte zur Beratung waren in den durchgeführten Workshops zum Abschluss des Projektes fast ausnahmslos ausgesprochen positiv. Besonders geschätzt wurden der ganzheitliche Beratungsansatz, welcher den Betrieb als Gesamtheit auffasste, und die offene Gesprächsform, bei der sich die Betriebsleitenden ernst genommen fühlten und sich selber mit eigenen Ideen und Überlegungen im Sinne eines Austausches auch aktiv einbringen konnten.

Mit dem entwickelten Beratungsansatz können mit verhältnismässig sehr geringem Aufwand weitgehende Anstösse für sowohl ökologische wie ökonomische Verbesserungen auf Landwirtschaftsbetrieben geleistet werden. Bemerkenswert ist dabei, dass sich Ökologie und Ökonomie nicht als Gegensätze erwiesen, sondern ein weitgehendes Synergiepotenzial zeigten. Dabei spielen oft auch die bestehenden Anreizprogramme des Bundes eine wesentliche Rolle, wobei viele relativ schlecht genutzt werden, da sie zu wenig bekannt sind oder die konkrete Implementierung auf dem eigenen Betrieb Schwierigkeiten macht.

Eine Beratung im vorliegenden Sinne könnte für die zukünftige Agrarpolitik eine Schlüsselrolle einnehmen wenn es darum geht, die nachhaltigkeitsorientierten Anreize der agrarpolitischen Programme besser und wirkungsvoller in die Praxis einzubringen und die Schweizer Landwirtschaft in Richtung erhöhter Nachhaltigkeit und verbesserter Wirtschaftlichkeit weiterzuentwickeln.

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