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22.12. 2019

Pestizidverseuchtes Trinkwasser in der Schweiz viel weiter verbreitet als bisher bekannt

Pestizidverseuchtes Trinkwasser in der Schweiz viel weiter verbreitet als bisher bekannt

Leben Sie im Schweizer Mittelland? Dann ist die Chance nicht so klein, dass aus Ihrem Wasserhahn seit vielen Jahren Wasser strömt, das deutlich über dem gesetzlichen Grenzwert pestizidbelastet ist. Wer es genauer wissen will, frage bei seinem Wasserversorger nach.

Wie eine von der Sonntagszeitung heute publik gemachte Untersuchung des Wasserforschungsinstitutes Eawag zeigt, weisen über zwei Drittel (!) der untersuchten Wasserfassungen im Mittelland im Durchschnitt 5-fach überhöhte Werte des krebserregenden Chlorothalonil und seiner bisher nicht analysierten Abbauprodukten auf. Kurt Seiler, Kantonschemiker von Schaffhausen, schätzt gemäss "Beobachter", dass die Zahl der Menschen in der Schweiz, die gezwungenermassen Wasser mit zu hohen Konzentrationen an Chlorothalonil-Metaboliten trinken, eine halbe Million übersteigen dürfte.  

Die Eawag warnt schon seit Jahren nicht nur vor Chlorothalonil, sondern vor vielen weiteren, derzeit in riesigen Mengen frei in die Landschaft versprühten Pestiziden. Sie hätten gar nie zugelassen werden dürfen. Viele ihrer Abbauprodukte sind noch gar nicht bekannt oder konnten nicht gemessen werden. Es stehen uns also noch viele schlummernde Zeitbomben und turbulente Jahre bevor.

Die Kosten der Fehlentscheide, all diese Giftstoffe zuzulassen, dürften allein für die Trinkwassersanierung in die Hunderte von Millionen gehen. Denn in Zukunft dürften vielerorts teure Filter eingebaut werden müssen, oder es müssen neue, derzeit noch unverseuchte Fassungen erschlossen werden. In einigen Regionen dürfte vorübergehend gar eine gesetzeskonforme Trinkwasserversorgung in Frage gestellt sein.

Dass in der Schweiz die für die Fehlentscheide verantwortlichen Beamten im Bundesamt für Landwirtschaft oder die Agroindustrie für all diese Kosten aufkommen müssen, ist derzeit eher unwahrscheinlich. In den USA wären längst Sammelklagen lanciert worden. Hierzulande dürfte allein die Bevölkerung die Kosten und Schäden zu tragen haben.

>> Zum Artikel in der Sonntags-Zeitung (pdf)