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VISION LANDWIRTSCHAFT / NEWSLETTER 17.12. 2016

Christbäume: Ist regional produziert auch nachhaltig?

Der Anteil an Schweizer Weihnachtsbäumen nimmt zu. Doch Schweizer Herkunft ist nicht immer auch eine ökologische Produktion. Ein Projekt von Vision Landwirtschaft und Coop zeigt, wie sich beides verbinden lässt.

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(VL) Hunderttausende von Weihnachtsbäumchen finden in diesen Tagen wieder den Weg in die Schweizer Stuben. Doch bereits wenn die Tännchen auf den Märkten angeboten werden, haben sie oft einen weiten Weg hinter sich. Ein Grossteil stammt aus dem Ausland – vor allem Deutschland und Dänemark. Aber der Anteil, der in der Schweiz produziert wird, hat in den letzten Jahren stetig zugenommen und beträgt heute fast 50%. Das ist erfreulich, denn dies schafft Wertschöpfung in der heimischen Land- und Forstwirtschaft und verringert die Transportwege. Zudem können Christbäume naturnah und nachhaltig angebaut werden und tun damit auch der Umwelt einen Gefallen.

Allerdings trifft diese Feststellung längst nicht für alle in der Schweiz produzierten Christbäume zu. Im Zusammenhang mit dem Pestizid-Reduktionsplan Schweiz hat Vision Landwirtschaft 2014 in einigen Testregionen Erhebungen zur Anbaupraxis in der Schweiz gemacht. Dabei kam auf den meisten Flächen im Landwirtschaftsgebiet ein hoher, oft nicht gesetzeskonformer Pestizideinsatz zum Vorschein.

Gute Alternativen vorhanden

Vor allem der Herbizideinsatz ist bei vielen Christbaumkulturen ein Problem. Diese werden oft mehrmals im Jahr ganzflächig mit Unkrautvernichtern abgespritzt. Dabei kommen das umstrittene Glyphosat und andere giftige Herbizide zum Einsatz. Auf dem vegetationsfreien Boden ist die Gefahr der Abschwemmung in die Oberflächengewässer und die Versickerung ins Grundwasser besonders gross. Kommt dazu, dass in mehr als der Hälfte der begutachteten Flächen der nötige Abstand des Gifteinsatzes zu Gewässern, Wegen, Gehölzen nicht eingehalten wurde.

Der festgestellte hohe Herbizideinsatz, zu denen teilweise noch Fungizide (Gifte gegen Pilze) und Insektizide (Gifte gegen Insekten) dazukommen, ist besonders unschön, weil es gute Alternativen gäbe. Ein Beispiel: Einige Produzenten setzen erfolgreich auf Schafe, welche den Unterwuchs unter den Bäumen abfressen, ohne dass es Unkrautvernichtungsmittel braucht. Schätzungsweise ein gutes Zehntel der Schweizer Christbäume wächst auf Waldflächen, und dort sind keinerlei Pestizide zugelassen. Oft sind solche Flächen sogar besonders artenreich, wie Vision Landwirtschaft anhand ihrer Erhebungen feststellte.

Coop geht voraus

Mit diesen Resultaten wandte sich Vision Landwirtschaft an Coop, den grössten Abnehmer einheimischer Christbäume in der Schweiz, und schlug Richtlinien für eine nachhaltige Anbaupraxis vor, welche den Pestizideinsatz stark reduzieren. Coop war interessiert und bot Hand für eine rasche und pragmatische Umsetzung. Der Richtlinienentwurf wurde auch mit der IG Christbaum, in welcher die Christbaumproduzenten zusammengeschlossen sind, intensiv diskutiert. Um die Produzenten nicht zu überfordern, mussten schliesslich einige der vorgeschlagenen Pestizidreduktionsmassnahmen – zumindest vorläufig – wieder fallen gelassen werden. Aber auch mit den jetzt verabschiedeten Richtlinien wird der Einsatz von Pestiziden gegenüber einer Produktion mit intensivem Pestizideinsatz um gut die Hälfte reduziert.

Handel und Konsumenten für nachhaltige Produktion

Alle Christbaumproduzenten, welche Coop Christbäume liefern möchten, müssen ab diesem Jahr die neuen Richtlinien einhalten. Kontrolliert wird dies von einer externen Firma. So wird einheimisch auch umweltfreundlich. Dem Engagement von Coop dürften sich bald weitere Christbaumhändler anschliessen (müssen).

Helfen Sie beim Christbaumkauf mit, dass ein pestizidreduzierter oder in einigen Jahren vielleicht sogar ganz pestizidfreier Christbaumanbau Schweizer Standard wird! Fragen Sie nach, woher die von Ihnen gekauften Bäumchen stammen und wie sie produziert werden. Wenn Sie keine befriedigende Antwort erhalten, kaufen Sie Bio-Bäume oder erkundigen Sie sich Sie nach den Coop-Richtlinien.

Vision Landwirtschaft wünscht Ihnen frohe Weihnachten!